Wenn sich beim Sichern Nachlässigkeiten einschleichen, kann das sowohl für den Kletterer als auch den Sicherer sehr unangenehme Folgen haben. Dabei kann die Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten gründlich täuschen – etwa weil „ja noch nie was passiert ist“ (Standardantwort von fast allen, die man auf Fehler anspricht). Die Realität sieht anders aus: Laut Kletterhallenstudie von 2015 halten sich selbst fast 80 Prozent der befragten Kletterer für (sehr) gute Sicherer. Nach einem Test mit Sturzsimulation waren es aber tatsächlich nur 8 Prozent, die wirklich sicher gesichert haben.
Gelegenheit, ihr Sicherungsverhalten kritisch zu überprüfen und eventuell anzupassen, hatten jetzt Andrea, Ilona, Tim und Romy im Workshop „Noch sicherer Sichern Workshop (Vorstieg)“ von Armin und Tameer. Das Trainer/Teilnehmer-Verhältnis war mit 1:2 dem Sicherheitsthema entsprechend optimal gewählt.
Los ging es mit etwas Theorie über die neuesten Erkenntnisse der DAV-Sicherheitsforschung. Nachdem die Teilnehmer gemeinsam erarbeitet hatten, welche Anforderungen an wirklich gutes Sichern gestellt werden, demonstrierten Armin und Tameer die richtige Handhabung von „Autotubern“ wie Ergo, Fish oder Jul sowie „Halbautomaten“ wie GriGri, wiesen aber auch auf die Vor- und Nachteile von Dynamischen Sicherungsgeräten wie Tubern hin und gaben praxisnahe Hinweise zum korrekten Sichern in verschiedenen Situationen. Antwort gab es auch auf die Frage, warum Tuber und Achter, obwohl bei korrekter Handhabung in sinnvoller Konstellation auch sicher, nicht mehr empfohlen sind: Moderne „Autotuber“ und „Halbautomaten“ funktionieren zwar alles andere als automatisch und können ebenfalls fehlbedient werden, vermögen aber andere Fehlerquellen zu minimieren und in manchen Situationen eine Redundanz zu bieten – sprich: Sie geben ein Sicherheitsplus, auf das in einer potentiell lebensgefährlichen Sportart nicht verzichtet werden sollte.
Was tun bei starken Gewichtsunterschieden zwischen Kletterer und Sicherer? Mit Reibungsclipp und den Vorschaltgeräten Ohm und Bauer zeigten die Teamer mögliche Lösungen und gaben dazu gleich Praxistipps.
Nach einer praktischen Demonstration im Vorstieg mit der jeweiligen Konstellation »leichterer Kletterer – schwererer Sicherer« sowie »schwererer Kletterer mit Ohm als Unterstützung für den leichteren Sicherer« und einem kleinen Exkurs zum weichen Sichern waren die Teilnehmer dran: Obwohl alle langjährige Kletterer waren, gab es dabei doch das ein oder andere Aha-Erlebnis. Per Video-Analyse schauten die Teamer den Teilnehmern genau auf die Finger und konnten so viel Lob verteilen, aber auch einige Verbesserungsvorschläge geben. Nach der Korrektur ging es in die zweite Runde Videoanalyse, wobei weiter am Sicherungsverhalten gefeilt werden konnte.
Trotz des ernstzunehmenden Themas bekam auch der Humor seinen Raum („Wer am schlechtesten sichert, bekommt eine Woche lang meine ältesten Kletterschuhe um den Hals gehängt“), vor allem blieb aber bei der Nachbesprechung die Erkenntnis: Gutes und situationsangepasstes Sichern ist eine hohe Kunst, die immer wieder geübt werden muss!