20.07 – 03.08.2023
Auf nach Norwegen
Das Auto voll bepackt, die Kinder eingeladen, machen wir uns am 19.07 auf den Weg Richtung Norden. Norwegen kennen wir nur von Erzählungen und dies erhöht die Spannung und Neugierde auf die nächsten 2 Wochen. Zur Sicherheit planen wir die Anreise mit einer Zwischenübernachtung in Dänemark. So treffen wir uns Teilnehmer, alles Norwegen-Frischlinge, ausgeschlafen und entspannt am Fährhafen Hirtshals. Unsere Teamer, die Familie Mirbach, sind bereits in Åmli und erwarten uns dort.
Wir erkämpfen uns an Bord der Fähre einen Gruppentisch, genießen die Überfahrt nach Kristiansand und vertreiben uns die vier Stunden mit Kartenspielen und Nahrungsaufnahme.
Von Kristiansand geht es nochmal mit dem Auto das Tal des Tovdalselva entlang in Nord-Östlicher Richtung in das Landesinnere. Mit offenen Augen und Mündern nehmen wir die Eindrücke der Landschaft in uns auf. Dank Navigation verpassen wir nicht die kleine Einfahrt nach Tverstøyl.
Hanka, Kim und Bernd, unsere Gastgeber, erwarten uns schon. Eine herzliche Begrüßung bricht sofort das Eis. Die Eltern bekommen Zeit um die Autos aus- und die Hütten einzuräumen, die Kinder und Jugendlichen lernen bereits das Dorf kennen.
Nach der langen Reise verlangt der Körper nach Bewegung. Die Teamer locken uns auf das Volleyballfeld und wir toben uns aus, lernen uns dabei besser kennen und einschätzen.
Tverstøyl
Anschließend lernen wir das Hüttendorf, die Einrichtungen und die Hüttendorfregeln kennen. Bernd erklärt uns die norwegische Mülltrennung und beweist seine Fähigkeiten im Milchtütenorigami.
Nach der ersten Nacht und dem ersten Frühstück zeigt uns Hanka die Lande um das Hüttendorf. Wir erkunden die nahen Wälder, lernen gute Blaubeerspots kennen und finden die kleinen Pfade die überall durchs Gebüsch führen. Auf dem Weg zum Aussichtpunkt „Pluto“ bittet uns Hanka besonders aufmerksam zu sein. Gegenstände aus ihrem Hausstand sind verschwunden. Waren hier Trolle am Werk? Vielleicht können wir beim Suchen helfen.
Abends treffen wir uns im Tipi, am Lagerfeuer gibt es Stockbrot und Marshmallows. Bernd holt seinen Liederklotz und belustigt uns mit der Gitarre.
Die erste Wanderung
Hanka führt uns zur Tvetheia, eine kleine Wanderung in der nahen Umgebung von Åmli. Wir starten an einer verlockenden Badestelle und folgen angenehmen Wegen. Schon hier finden wir Unmengen Blaubeeren. Hungrig kommt wohl niemand heim.
Wir werden in die heimische Pilzwelt eingeführt und lernen die essbaren Pilze kennen. Der ein oder andere wird dabei seine Leidenschaft zum Pilzsammeln entdecken. An der Björnehiet machen wir Pause. Sie liegt an einem malerischen See. Die Jugendlichen und Eltern schlagen sich in die Büsche zum Pilz und Blaubeeren sammeln, während die Kinder aus alter Kiefernrinde Boote schnitzen und diese auf dem Wasser fahren lassen. Auf dem Rückweg führt der Pfad über den Bergrücken und wir haben eine tolle Sicht auf unsere Heimat für die nächsten zwei Wochen.
Rauf aufs Wasser
Unser erste Kanutag führt uns den Nidelva, von Åmli aus gesehen, flussabwärts. Nachdem wir es alle unfallfrei geschafft haben unsere Kanus ins Wasser zu lassen und zu besteigen, paddeln wir gemütlich den Fluss herunter. Da der Fluss zu diesem Zeitpunkt viel Wasser führt halten sich betretbare Uferbereiche in Grenzen. Hanka führt uns an einen paradiesischen Sandstrand an dem wir pausieren. Nach unserem Aufenthalt wird es etwas spannender. Eine strömungsstärkere Passage erwartet uns. Wir bilden eine Burg, dazu halten wir alle Kanus aneinander fest, und Hanka erklärt uns die Fahrweise durch die Engstelle. Durch die gute Einweisung gelingt allen Booten die Passage und wir fühlen uns ein wenig wie Profis. Unweit steht der winkende Bernd am Ufer. Wir landen an und verladen die Boote. So schnell kann ein Tag vorüber gehen.
Gipfelwanderung
Start der Tour ist ein Dorf mit Ferienhütten Namens Hillestadheia. Eine kleine mautpflichtige Schotterstraße führt uns den Berg hinauf bis auf ca. 620 NHN. Von hier aus geht es zu Fuß weiter. Die Wege sind moosig und nass. Bei jedem Schritt quillt das Wasser unter den Schuhen hervor. Wir folgen den blauen Punkten, welche unseren Pfad markieren. Teilweise über nass- rutschige Schrofen, über Bäche und an einigen Stellen über Bretter geht es Höhenmeter für Höhenmeter nach oben. Das erste Ziel lässt sich gut ausmachen. Eine militärisch grüne Hütte, wahrscheinlich eine Fernmeldeanlage, steht auf dem Gipfel. Je höher wir kommen umso besser wird der Pfad. Der Stein wird trocken und griffig. Kurz vor dem Gipfel erwartet uns eine windschiefe Holzleiter die wir, zugegeben skeptisch, hinaufsteigen. Willkommen auf dem Lindeknuten 858 NHN. Wir haben uns eine Brotzeit verdient und genießen dabei die Aussicht. Wir blicken auf eine märchenhafte Landschaft. Richtung Süden können wir das Meer erkennen und Richtung Norden frohlocken die hochgelegenen Seen über den tiefen Tälern. Die Abwechslung aus Wasser, sattem Grün und dem malerischen Himmel erinnern an die Landschaften aus Tolkiens Geschichten.
Pause beendet und weiter geht die Tour. Der Pfad ist nur noch bei sehr wenigen Anbietern von Kartenmaterial verzeichnet. Gut das wir unsere Bergziege Hanka als Führerin haben. Sehr verschlungen geht es wildromantisch über die Höhenzüge. Wir finden einige Moltebeeren, die aber geschmacklich nur die Wenigsten überzeugen können. Nach gefühlt viel zu kurzer Zeit erreichen wir den zweiten und höchsten Gipfel der Tour, den Midtstøylnuten 870 NHN. Nach kurzer Rast führt der Pfad bergab. Hier und da sind jetzt die Hände nötig um steile Felsstufen zu überwinden. Über weitläufigen, vom Gletscher geschliffenen Granit, geht es zum dritten und letzten Gipfel, eine namenlose Erhebung von 861 NHN. Die Kinder haben großen Spaß den Weg zu erkunden. Nicht immer sind die blauen Punkte gut erkennbar. Kreativität in der Wegfindung ist hier gefragt. Der Abstieg führt wieder in die sumpfige Umgebung. Paar nasse Füße später erreichen wir schon die Autos. Der Rückweg nach Tverstøyl führt an einer Schmuckgalerie vorbei. Einige aus der Gruppe nehmen die Chance war und statten Dieser einen Besuch ab.
Tipiabend
Wir lassen es uns gut gehen. Nach den aktiven Tagen steht ein ruhiger Camptag auf dem Programm. Nachmittags kochen wir gemeinsam im Tipi am Lagerfeuer. Herbert zaubert uns ein „schmeiß alles rein“ Topf mit Würstchen auf seiner Plancha Feuertonne. Dazu gibt es Folienkartoffeln vom Lagerfeuer, Brot, selbstgemachte Aioli und Kartoffelgratin aus dem Dutch Oven. Satt und zufrieden sitzen wir mit Brettspielen, Kartenspielen und Schnitzholz im Tipi und genießen die gemeinsame Zeit.
Klettersteig
Genug geruht. Es juckt schon in den Fingern. Die unerschrockenen Teilnehmer freuen sich auf den Klettersteig am Trogfjell. Nach kurzer Einweisung in die Klettersteigthematik, es sind Unerfahrene dabei, machten wir uns vom Åmli auf zum Einstieg. Die nicht ganz so Unerschrockenen und Kinder unter 40kg Körpergewicht begeben sich zu Fuß zur Schutzhütte am Ende des Steigs. Herbert führt uns zur leichten Variante. Der Eisensteig führt fast gerade die Wand hoch. Sehr gut mit Drahtbügeln versehen. Nur gelegentlich muss der Kletterer die Schuhe „auf Reibung“ an den Fels stellen. Ein schönes Genussklettern für Erfahrene und Einsteiger. Die Sonne steht in der Wand, es ist angenehm warm.
Der Abstieg führt über den Fußweg. Eine feuchte Rinne herunter, über den Fels fließt ein Bächlein. Vorsicht ist geboten um nicht auszurutschen wie der Autor feststellen darf. Aus der unfreiwilligen Horizontalen kann ich die Einheimischen dabei bewundernd beobachten wie Sie den Weg in Gummistiefeln rauf und runter rennen.
Der angenehm sonnige Tag lud dazu ein, uns im Bach in der Nähe des Camps abzukühlen. Ein Gruppenbad an einer tiefen Stelle des Gewässers war zwar recht frisch aber umso mehr vitalisierend.
Mehrtages-Kanutour und Nacht am Fluss
Gefühlt steht das große Finale an. Bernd bringt uns die Kanus den Nidelva flussaufwärts. Wir packen unsere sieben Sachen und bringen die Kanus ins Wasser. Der Fluss führt immer noch viel Wasser. Hanka ermahnt uns, nicht die Stromschnellen an der nächsten Brücke zu befahren. Wir machen uns auf den Weg, den Nidelva Richtung Åmli flussabwärts. Schon nach einigen Kilometern erreichen wir die besagte Brücke. Ein Tosen vom rauschenden Wasser beeindruckt sehr. Die Kanus müssen umgetragen werden. Also anlanden, die Kanus aus dem Wasser die Böschung hochwuchten und auf der anderen Seite der Brücke die Böschung wieder herab. Von der Brücke aus beobachten wir das tobende Wasser unter uns.
Weiter geht es jetzt deutlich ruhiger den Fluss herunter. An einer kleinen Sandbank landen wir an. Hier würden wir die Nacht verbringen. Zelte werden aufgebaut, die Kochstelle vorbereitet und Bernd gibt eine Einweisung in das Thema Waldtoilette (Bauart Klappspaten).
Kurz hinter der Sandbank auf der die Kanus liegen beginnen Stromschnellen. Da müssen die Kanus durch. Ein Umtragen wäre hier nicht möglich. Ein paar tapfere Teilnehmer stellen sich der Herausforderung. Die Fahrt durch die Stromschnellen ist ein Spektakel für Kanuten und Zuschauer. Nachdem die Kanus alle sicher wieder am Ufer liegen, gibt es Nudeln mit roter Soße vom Lagerfeuer. Glücklich kriechen wir in unsere Zelte und schlafen den Schlaf der Gerechten. Die Geräuschkulisse der Stromschnellen begleitet uns dabei durch die Nacht.
Am nächsten Morgen genießen wir ein kurzes Frühstück, danach heißt es Zelte packen und ab in die Kanus. Dem Nidelva folgend Richtung Åmli wo Bernd uns bereits mit dem Auto erwartet.
Bogenschießen und Pizza
Der nächste Relaxtag im Camp steht an. Vormittags haben wir uns am Bogenschießplatz eingetroffen und nach einer Einweisung von Hanka und Herbert dürfen wir unsere Fertigkeiten am Bogen beweisen.
Nachmittags wird der Outdoor Pizzaofen angefeuert. Eine hungrige Meute bildet eine lange Schlange. Die fleißigen Pizzabäcker sind stundenlang beschäftigt die runden und eckigen Kalorienbomben im Ofen zu garen. Nach dieser Nahrungs-Orgie sind alle glücklich und sehr satt.
Rjukafossen
Der letzte Wandertag führt zum Rjukafossen Wasserfall. Der Wanderweg bringt uns durch ein Naturschutzgebiet über die schon lieb gewonnenen schmalen Pfade das Flusstal des Tovdalselva hinauf. Um den Wasserfall zu erreichen zeigt uns Hanka einen sehr versteckten Pfad. Wir folgen ihm bis wir uns über dem Wasserfall befinden. Wir genießen das Naturschauspiel und werden uns bewusst das dies der letzte gemeinsame Ausflug ist.