In der Nacht von Donnerstag, den 29.08.2019 auf Freitag, den 30.08.2019 starteten wir von Kesternich mit unserer Truppe von 10 Kameraden, die sich in diesem Jahr aus einer Bierlaune heraus den Namen „Eifler Gipfelstürmer“ gab, erneut zu einer Woche Hüttentour nach Steinach am Brenner im Stubaital in Österreich. Ursprünglich wären wir zu elft gewesen, aber leider hatte sich unser Kamerad Ottmar Braun eine Woche vor der geplanten Hüttentour bei einem Arbeitsunfall das Wadenbein gebrochen. Da er in den letzten acht Jahren immer mit auf Tour war, fiel es uns allen sehr schwer, ihn diesmal nicht dabei zu haben.
Nach durchfahrener Nacht erreichten wir gegen 9 Uhr morgens Steinach am Brenner (1050m) im Stubaital. Dort konnten wir dankenswerter Weise unser Gepäck schon so früh im ****Aktiv Hotel zur Rose deponieren, denn wir hatten uns für den Tag noch so einiges vorgenommen. Nachdem unser Equipment deponiert war, fuhren wir mit unseren Fahrzeugen über Sterzing in Südtirol auf den Jaufenpass. Dort hielten wir kurz an und genossen das Panorama. Anschließend fuhren wir auf der anderen Seite ein paar Kehren den Jaufenpass hinab und hielten auf dem Parkplatz der Flecknerhütte (2062m) an. Wir gingen die paar Meter zu Flecknerhütte weiter und genehmigten uns erstmal ein zünftiges Mittagessen. Es gab große Pfannen mit Kaiserscharren für die ganze Truppe, die wir kaum aufbekamen. Gut gestärkt fuhren wir anschließend unsere Fahrzeuge wieder den Jaufenpass hinab und ins nächste Tal, das Ridnauntal, hinein. Wir parkten die Fahrzeuge am Bergbaumuseum in Maiern im Ridnauntal, dem Ziel unserer diesjährigen Hüttentour. Von dort fuhren wir mit dem Bus hinab nach Sterzing. Wir besichtigten im Anschluss diese kleine aber sehr schöne Alpenstadt und fuhren danach mit dem Zug zurück zu unserem Hotel in Steinach am Brenner, von wo aus wir am nächsten Morgen zu unserer diesjährigen Hüttentour aufbrachen.
Nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel schulterten wir um halb neun unsere Rucksäcke und gingen einige hundert Meter weiter zur Bergeralmbahn. Leider fährt dort die erste Bahn erst um 9 Uhr los, was bei der langen ersten Etappe die wir vor uns hatten, doch schon recht spät ist. Nichts desto trotz fuhren wir an diesem Morgen mit der frisch restaurierten Bergeralmbahn und im Anschluss mit der Kombibahn hinauf zur Bergstation am Nößlachjoch, dem Einstieg zu unserer diesjährigen Hüttentour, der Stubaier Grenzrunde. Nach wenigen Minuten erreichten wir schon unser erstes Gipfelkreuz, den Gipfel des Nößlachjochs (2231).Weiter ging es über sanfte Wiesenhänge zum Gipfel des Eggerberg (2280m). Dann hinab zum Eggerjoch (2132m) mit dem wunderschönen Lichtsee. Hinter dem Lichtsee führte uns und bestimmt noch zehn weitere Wanderer anderer Gruppen die Wegbezeichnung in die Irre. Es fanden sich keine Markierungen mehr und von den zwei möglichen Wegen in den Wanderkarten führte nur einer an unser angepeiltes Ziel, der andere endete an einer Abbruchkante. Wir entschieden uns wie viele andere an diesem Tage für den falschen Weg und stellten erst am Gipfel des Hohen Kreuzes (2486m) fest, wo wir uns genau befanden. Es half alles nichts und wir stiegen die ca. 250Hm bis zur irreführenden Wegkreuzung wieder ab und wählten dann den richtigen Weg. Die Landschaft wurde nun immer schroffer und steiniger und ein aufziehendes Gewitter trieb uns zur Eile an. Nach schier endlosen Kehren erreichten wir das Gstreinjöchl (2540m), von welchem es steil hinab zu unserem Ziel, der Gschnitzer Tribulaunhütte (2064m) ging. Bei all dem Pech hatten wir jedoch das Glück, dass sich das Gewitter im Nachbartal austobte und wir nach acht Stunden Gehzeit trocken die Hütte erreichen konnten. Die Pächterfamilie der Hütte kümmerte sich wahnsinnig engagiert um unser Wohlbefinden und so vergaßen wir schnell die Anstrengungen dieses ersten Tages. Nach einem Abendessen der Spitzenklasse versanken wir zufrieden in unserem Matratzenlager.
Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es an diesem Morgen von der Gschnitzer Tribulaunhütte (2064m) zunächst hinauf zur Pflercher Scharte (2599m). Endsprechend der Bezeichnung Stubaier Grenzweg überschritten wir hier zum ersten Mal die Ländergrenze von Österreich nach Italien, um auf der andren Seite zur italienischen Pflercher Tribulaunhütte (2368m) abzusteigen. Nach einer kurzen Erfrischung auf der Hütte ging es nun weiter steil bergan zum Gipfel des Hohen Zahn (2924m). Anschließend wieder ca. 100Hm bergab und auf einem luftigen Band wurde die Weißwandspitze gequert. Michael, Tim, Andreas und Volker konnten der Verlockung an diesem schönen Tag nicht wiederstehen und bestiegen noch den Gipfel der Weißwandspitze (3017m), deren Aufstiegsroute nur durch Steinmännchen gekennzeichnet war. Die Mühe hatte sich aber gelohnt, denn die Sicht vom Gipfel war einfach gigantisch. Nach der Querung der Weißwandspitze ging es nun steil hinab zur Magdeburger Hütte (2432m), auf der wir Quartier bezogen.
Hier muss nun einmal dem Hüttenwirt und seiner Frau ein besonderer Dank ausgesprochen werden. Wir haben bereits sehr viele engagierte Hüttenwirte kennengelernt, aber der Hüttenwirt Hermann Vantsch und seine Frau stellten alles bisher erlebte noch einmal in den Schatten. Nicht nur, dass unser Tisch mit einer eigens für uns angefertigten herzförmigen Schiefertafel für unsere Gruppe dekoriert wurde, wir ein Buch über Schutzhütten mit persönlicher Widmung geschenkt bekamen, er mindestens 10mal an diesem Tag den Wetterbericht mit uns verfolgte, nein er servierte uns auch noch am nächsten Morgen schon um 5 Uhr in der Früh das Frühstück und kam uns persönlich wecken, da das Wetter im Laufe des Tages in starken Regen übergehen sollte. Nochmal ein herzliches Dankeschön für sein großes Engagement von uns allen.
Nach frühem Frühstück kraxelten wir um 6 Uhr in der Früh bei leichtem Nieselregen von der Magdeburger Hütte (2432m) auf gut markiertem Wanderweg hinauf zu einer namenlosen Scharte (2895m), über die wir den Alpenhauptkamm nun wieder von Italien nach Österreich überquerten. Auf der anderen Seite ging es teils drahtseilgesichert steil hinab ins Nachbartal. Im Tal angekommen wurde aus dem Nieselregen nun beständiger Dauerregen und wir wussten, den Rat des Hüttenwirtes zu befolgen und so früh zu starten, war goldrichtig gewesen. Auf Grund des Regens war ein schmaler Bach zu einem breiten, reißenden Fluss geworden, den wir auf abenteuerliche Weise überqueren mussten. Bis auf ein paar nasse Flüsse gelang das der ganzen Gruppe aber ohne nennenswerte Probleme. Auf der anderen Seite ging es noch einige Meter bergan und die Bremer Hütte (2411m) war erreicht. Auf Grund des frühen Starts waren wir bereits um 11 Uhr auf der Hütte wo wir nach einer warmen Dusche einen langen aber erholsamen Tag verbrachten, da der Regen nicht mehr nachließ und wir somit keinen Gipfel mehr besteigen, bzw. eine andere Unternehmung angehen konnten. Die Nacht verbrachten wir in einem schönen Bettenlager auf der frisch restaurierten Bremer Hütte.
Am nächsten Morgen ging es gut erholt nach einem schönen Frühstück und bei nun wieder schönstem Sonnenschein von der Bremer Hütte (2411m) zunächst stetig bergauf zum Zollhäuschen am Simmingjöchl (2754m). Dort genossen wir einen traumhaften Blick auf die umliegende Bergwelt. Auf der anderen Seite ging es nun wieder steil und drahtseilgesichert zunächst hinab zum Paradies. Dies ist eine kleine Seenlandschaft mit sanften Grashügeln und etlichen Gebirgsbächen, die von allen Seiten durch schroffes Bergmassiv und Abbruchkanten umgeben ist. Wie der Name Paradies schon sagt, einfach traumhaft schön. Weiter ging es nun in anspruchsvollem und fast komplett durch Drahtseile gesichertem Gelände stetig bergab in ein Tal mit tosendem Gebirgsbach, welcher durch eine Brücke überquert wurde. Dort nahm unser Michael ein erquickendes Bad in dem Gebirgsbach, wo sich bei uns anderen trotz des warmen Wetters schon beim Anblick eine Gänsehaut bildete. Michael nahm es sportlich und verbrachte mehrere Minuten in dem eiskalten Gewässer. Respekt!
Im Anschluss ging es nun wieder bergan zur Nürnberger Hütte (2278m), wo wir nach einem leckeren Abendessen die Nacht in einem schönen Bettenlager verbrachten.
An diesem Morgen ging es nach einem stärkenden Frühstück von der Nürnberger Hütte (2278m) auf zu unserer Königsetappe der diesjährigen Hüttentour. Zunächst ging es steil bergan zur Seescharte (2762m). Von dort aus ging der Weg nun immer wieder durch Drahtseile und Seile gesichert über Schneefelder und schmale Grate weiter steil bergan zu einem Joch am Grataufbau (3375m) des Wilden Freigers. Dort gelangten wir wieder über die Ländergrenze des Alpenhauptkamms von Österreich nach Italien. Von dort gingen Thomas, Max, Andreas, Manfred, Achim, Michael, Tim und Volker über einen schmalen Grat in leichter Kletterei auf den Gipfel des Wilden Freiger (3418m), einen der Seven Summits der Stubaier Alpen. Wir wurden bei allerschönstem Wetter und strahlendem Sonnenschein durch einen gewaltigen 360°- Panoramablick für die Mühen mehr als belohnt. Die gesamte Tiroler und Südtiroler Bergwelt lag uns zu Füßen. Ein sehr erhabenes Gefühl für uns alle. Der Rest bewachte während dessen unsere Rucksäcke am Joch. Vom Gipfel ging es nun wieder zurück und im Anschluss auf den Signalgipfel (3393m). Dort angekommen führte uns der Weg nun durchweg drahtseilgesichert immer auf schmalem Grat zunächst steil bergab Richtung Gletscher und im Anschluss wieder steil bergan zum Becherhaus (3191m), der höchsten Schutzhütte Südtirols. Dort wurden wir nach 7Std. Gehzeit, 1595m im Aufstieg und 680m im Abstieg bei 12km Streckenlänge für all unsere Mühen belohnt. Bei bestem Wetter und absolut grandioser Sicht auf die angrenzenden Gletscher und die schier endlose Bergwelt genossen wir noch einige Stunden bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse des Becherhauses. Nach dem Abendessen konnten wir noch einen fantastischen Sonnenuntergang beobachten, bevor wir erschöpft und zufrieden die Nacht in einem schönen Matratzenlager verbrachten.
Um 6 Uhr morgens versammelten wir uns auf der Terrasse vor dem Becherhaus um den Sonnenaufgang zu bewundern. Wir wurden nicht enttäuscht und erlebten einen wunderschönen Sonnenaufgang. Jetzt konnten wir auch sehen, warum das Becherhaus auch Wolkenschloss genannt wird, denn über den die umliegenden Tälern hingen die Wolken wie Wattebäusche und wir thronten über allem im schönsten Sonnenschein auf dem Becherhaus. Einfach herrlich und wunderschön. Diesen majestätischen Anblick wird keiner von uns so schnell vergessen. Vom Becherhaus (3191m) ging es nun den Becher an Drahtseilen und Seilen die ersten 2 Stunden steil hinab in ein Tal unterhalb der Rotgratscharte. Mit unserem Rucksackgewicht von durchschnittlich 15kg sind diese luftigen Passagen schon sehr anspruchsvoll und mühselig. Von dort ging es nun über Schneefelder auf dem gegenüber liegenden Berghang an gesicherten Steilhängen entlang zur Teplitzer Hütte (2586m), unserer letzten Hütte der diesjährigen Hüttentour. Auf der Hütte angekommen beschlossen unsere zwei Musketiere Andreas und Michael bei schönstem Sonnenschein noch ein Bad im angrenzenden Gletschersee zu genießen. Unter viel Applaus genossen sie das sehr, sehr kühle Nass. Wir verbrachten bestens bewirtet einen letzten Nachmittag bei herrlichem Wetter auf der Terrasse der Teplitzer Hütte und verabschiedeten unseren Adalbert, der auf Grund einer Folgeveranstaltung früher die Heimreise antreten musste. Er stieg am gleichen Tag noch ins Ridnauntal ab, wo unsere Autos standen. Gegen Abend verdüsterte sich der Himmel und das Wetter schlug um. Aus Regen wurde Schnee und innerhalb kürzester Zeit lagen 10cm Neuschnee auf der Teplitzer Hütte. Der erste Schnee des Jahres.
Am nächsten Morgen machten wir uns auf Grund schlechter Wetterprognosen, nach Absprache mit dem engagierten Hüttenwirt, schon um 6 Uhr morgens an den Abstieg von der Teplitzer Hütte(2586m). Die ersten 300Hm bis zur Grohmannhütte (2254m) mussten wir noch im Neuschnee spuren. Nach einer kurzen Getränkepause auf der Grohmannhütte hatten wir den Schnee hinter uns gelassen und stiegen weiter auf einem wunderschönen Bergpfad zur Aglsbodenalm (1717m) ab. Danach erwartete uns mit der Burkhardklamm noch ein weiteres Highlight. Tosend schoss der Bergbach in die Klamm hinein und wir hielten das ein oder andere Mal an um dieses Naturschauspiel zu bewundern. Nun ging es noch an den letzten Abstieg, der uns an unser Ziel, das Bergbaumuseum in Maiern im Ridnauntal (1417m) brachte, wo unsere dort vor einer Woche geparkten PKWs auf uns warteten. Gerade zufrieden in Fahrzeuge eingestiegen und unser Gepäck verstaut, begann es kräftig zu regnen. Wir mussten schmunzeln und freuten uns darüber, dass auch diesmal wie übrigens die ganze Woche, der Wettergott auf unserer Seite gewesen war. Nach einem stärkenden Mittagessen in Sterzing fuhren wir nach Innsbruck ins sehr schöne Best Western Hotel Leipziger Hof. Dort hatten wir für die letzte Nacht eingecheckt. Nach einer ausgiebigen Dusche und mit frischen Klamotten erkundeten wir am Nachmittag die schöne Stadt Innsbruck mit seinem Wahrzeichen, dem Goldenen Dachl. Wir kehrten noch in verschiedene Lokalitäten ein und ließen dort in gemütlicher Runde diese gelungene Hüttentour Revue passieren.
Nach einem reichhaltigen Frühstücksbuffet im Hotel fuhren wir ohne nennenswerte Verkehrsprobleme über den Fernpass zurück in die Eifel. In dieser Woche bewerkstelligten wir bei 38 Stunden Gehzeit eine Strecke von knapp 60km und 5300Hm sowohl im Aufstieg als auch im Abstieg. In teils schwierigem Gelände erklommen wir insgesamt sieben Gipfel, wovon 3 Gipfel über dreitausend Metern lagen.
Und zu guter Letzt bereiteten uns in der Heimat angekommen, unsere Frauen im Feuerwehrhaus in Kesternich einen herzlichen Empfang. Nach ein paar kühlen Getränken und den leckeren, frisch zubereiteten Mutzen von Erika Claassen ging unsere Gruppe zufrieden auseinander, in der festen Absicht auf eine erneute Hüttentour der „Eifler Gipfelstürmer“ im Jahre 2020.
Teilnehmer 2019
Andreas Haas, Volker Jansen, Mario Gerards, Tim Claassen, Michael Stollenwerk, Thomas Henn, Max Klein, Manfred Schmitz, Achim Schüller, Adalbert Stiel (alle DAV-Mitglieder entweder in der Sektion Eifel oder der Sektion Aachen)