Für den Grundkurs Eis vom 07.07.01 - 14.07.01 hatten sich in diesem Jahr nur zwei Interressierte angemeldet, nämlich Wolfgang Hupp aus Reifferscheid - Wiesen und meine Wenigkeit, Rudi Gerhards aus Schleiden - Scheuren.
Nach der üblichen Vorbesprechung bei unserem Tourenleiter Stefan Philipps, der Besorgung der noch fehlenden Ausrüstung bei Eckhard Klinkhammer sowie der Überweisung der Teilnehmergebühr an den Verein starteten Wolfgang und ich am Samstagmorgen gegen 4.00 Uhr von Wiesen aus Richtung Chamonix. Unterwegs luden wir noch Conny von der Sektion Siegburg ein, der dasselbe Ziel hatte. Wolfgangs Auto war voll bepackt, die Straßen frei und das Wetter weitgehend trocken, so daß wir gut voran kamen und schon am Nachmittag auf dem Campingplatz Isle de Barrets in Chamonix unsere Zelte aufbauen konnten. Gegen Abend trafen dann auch Stefan mit Ehefrau Hildegard und Töchterchen Alina mit ihrem Wohnmobil ein und bezogen den reservierten Stellplatz neben unseren Zelten. Hildegard und Stefan hatten bereits im Vorfeld beschlossen, dass wir fünf die Mahlzeiten gemeinsam an oder je nach Wetterlage in ihrem Wohnmobil zu uns nahmen. So ergab es sich, dass Hilde und Stefan sich das Einkaufen und Kochen teilten, während Alinchen, Wolfgang und ich fürs Spülen zuständig waren. Außerdem war ich dankbar, morgens Croissants und Baguettes in der nahen Pattisserie holen zu dürfen, um damit einen kleinen Beitrag zum Gelingen zu leisten. Die entstehenden Kosten wurden anschließend geteilt. Das Zusammenleben klappte prima und die gemeinsamen Mahlzeiten mit anschließender Weinprobe stärkten noch zusätzlich das Zusammengehörigkeitsgefühl. Wolfgang und ich möchten uns auch an dieser Stelle nochmals bei Familie Philipps für die freundliche Aufnahme in ihre Familie bedanken.
Am Sonntag fuhren wir mit der Seilbahn zum Grandes Montets, um dort die Firnausbildung durchzuführen. Wir lernten, in der Seilschaft auf dem Gletscher und im Firn zu gehen. Wir übten außerdem Stürze im Firn sowie das Sichern und Spaltenbergen mittels T - Anker und Prusik. Abends ließen den Tag bei dem einen oder anderen Weinchen noch einmal Revue passieren. Für Montag war Eisausbildung im Mer de Glace vorgesehen. Am Morgen ging es mit der Zahnradbahn hoch. Im Gletscherbruch behandelten wir das Gehen mit Steigeisen, Pickeltechniken, Sicherungsmöglichkeiten im Eis und Eisklettern. Dabei hatten wir eine Eisspalte mit etwa 70 bis 80 % Steilheit zu unserem Trainingsrevier auserkoren. Als Neulinge hatten wir zu Beginn gewaltigen Bammel, ob uns die Eisgeräte und Steigeisen denn auch halten würden. Aber erstaunlicherweise verflog die Angst recht schnell und wir konnten erst einmal im Nachstieg, später auch im Vorstieg die steile Eiswand bezwingen. Dabei wurden die bereits am Vortag im Firn erlernten Sicherungsmethoden nun auf das Eis übertragen. Wir lernten, wie man mit zwei Eisschrauben einen Standplatz baut, wie man mit einer Schraube zwischensichert, was Balakov und Eisbirne sind, wie sie angelegt werden und wozu sie gut sind. Nachdem wir diesen Tag mit Erfolg durchgestanden hatten, kehrten bei Wolfgang und mir für die Begehung der kommenden Eisflanken Mut und Zuversicht ein. Wieder auf dem Campingplatz wurde am Abend gegrillt.
Am Dienstag fuhren wir wieder auf Grandes Montets und wir mußten die erste Eisflanke an der Petit Aiguille Verte bezwingen. Stefan kletterte vor und wurde von uns von unten gesichert. Nachdem er einen Standplatz eingerichtet hatte, ließ er Wolfgang und mich nachsteigen. Das klappte in dem griffigen Firn wie geschmiert. Obwohl es sich ganz zugezogen hatte, kletterten wir anschließend noch auf den Gipfel. Beim Absteigen mussten wir manche unfreiwillige Pause einlegen, denn es herrschte reger Betrieb beim Auf - und Abstieg. Für die nächsten Tage sagte der Wetterbericht sehr schlechtes Wetter voraus, so dass wir beim Absieg über einen Wechsel ins benachbarte Aostatal nachdachten und von einer möglichen Besteigung der Aiguille Argentiere abließen. Wir ließen die Argentiere - Hütte rechts liegen und stiegen bis zur Talstation der Seilbahn, wo unser Auto stand, zu Fuß ab. Das war ein langer und bei am Mittag aufklarendem Wetter schweißtreibender Latsch.
Am Mittwochmorgen brachen wir unsere Zelte in Chamonix ab und verlegten sie nach Pont im Valsavarenche. Am frühen Abend trafen Wolfgang und ich nach Zwischenaufenthalten auf dem Großen St. Bernhard und in Aosta in Pont ein. Überwältigend war der Anblick der Dreitausender rundum. Bei starken Sturmböen aber ansonsten schönem Wetter half uns Stefan, der schon da war und uns sorgenvoll erwartet hatte, die Zelte zum Stehen zu bringen. Donnerstagmorgen gingen wir gegen 3.30 Uhr los, passierten im Morgengrauen das Rifugio Vittorio Emanuele, und gingen weiter zum Fuße der Nordwand der Becca di Monciair. Da wir wiederum beste Firnverhältnisse vorfanden und kein Wölkchen den Himmel trübte, trauten wir uns den Anstieg ungesichert zu. Die Durchsteigung dieser Wand forderte neben den gelernten bergsteigerischen Fähigkeiten doch auch konditionell einiges von uns. Als wir später bei Panoramawetter auf dem Gipfel saßen und Brotzeit machten, war uns bewusst, dass dieser Tag war für uns sicherlich der Höhepunkt der Woche nach einer doch recht anspruchsvollen Tour sein würde. Den Absieg bewältigten wir über die Ostschulter und mittags fanden wir uns im Refugio Vittorio ein. Nachdem wir unseren Durst gelöscht und die verschwitzten Klamotten in der Sonne getrocknet hatten, stieg Stefan wieder nach Pont zu seiner Familie ab, während Wolfgang und ich in der Hütte Quartier bezogen. Nach Minestrone und Pasta suchten wir uns einen Stein vor der Hütte und verbrachten dort den Nachmittag in der Sonne dösend und unsere maltretierten Körper ausruhend.
Als Abschlußtour war am Freitag der Normalweg auf den Gran Paradiso geplant. Nach einer ruhigen Nacht im Matratzenlager, fand sich Stefan gegen 4.00 Uhr von unten kommend wieder an der Hütte ein und nach einem eher kargen Frühstück - das Brot schmeckte nicht - brachen wir gegen 4.20 Uhr bei durchwachsenem Wetter zum Paradiso auf. Je mehr wir uns dem Gipfel näherten, desto kälter und stürmischer wurde es. Gegen 7.30 Uhr erreichten wir die in Eisgebilde gehüllte Madonna auf dem Gipfel des Gran Paradiso. Wir waren an diesem Tag die ersten auf dem Gipfel. Wir schossen jedoch nur ein Gipfelphoto und machten uns dann wegen des kalten Sturmes, der ein längeres Verweilen dort oben nicht zuließ, an den Abstieg. Beim Abstieg begegneten uns ganze Karawanen, die dort hin wollten, wo wir schon waren. Ein komisches Gefühl beschlich mich. Wenn die meisten , die oft schon recht kaputt aussahen, wüssten, was sie heute dort oben erwartete, ... Auf dem Abstieg nach Pont kamen uns Alinchen und Hildegard entgegen und wir legten die letzten Kilometer gemeinsam zurück. Abends gingen wir in den dem Campingplatz benachbarten Gasthof und schlossen die Ausbildungswoche bei Pizza und Wein ab. In den Gesprächen zeigte sich, dass alle mit der gemeinsam verbrachten Woche zufrieden waren. Am Samstagmorgen traten Wolfgang und ich die Heimreise in die geliebte Eifel an, während Familie Philipps Richtung Kalterer See aufbrach, um dort noch eine Woche Urlaub zu machen. Mein Dank auch an Wolfgang, der mich in seinem Auto mitnahm.