Datum: 17. 07 2014
Autor: Andrea Oversberg
Zum ersten Male lud die Claßen-Hoffmann Corporation, in Insiderkreisen auch „Team Graupelschauer“ genannt, ein zum Workshop im nördlichen Frankenjura.
Während sich die größere Hälfte der Teilnehmer am Freitagmittag zum initialen Stelldichein vor der Weißen Wand versammelte und über Kuriositäten wie überhängende Vieren mit dynamischen Zügen staunte, befand sich die Abteilung Urlaubstagsoptimierung noch pflichtbewusst hinter den Schreibtischen.
Der erste Betriebsunfall ließ nicht lange auf sich warten. Leider hatten wir ohne es direkt zu merken ein Toprope in einer Tour eingerichtet, die auch bei Wespen sehr beliebt war. Nachdem die geringelten Giftpfropfen den Vorsteiger in ihrem Vorgarten als unbedenklich einstuften, wurden sie dann beim zweiten Besuch des armen Tropfes, der die Tour wieder abbauen musste etwas unwirsch. So konnte ich gleich am ersten Tag eine Praxisübung im Auf- und Abbauen von Angstzuständen mit dem mäßigen Ergebnis von drei Wespenstichen, aber dem kompletten Material beenden.
Nach diesem sonnigen Kletterauftakt bezogen wir unsere Zeltwiese und nach Franzis bekannter und geschätzter Darbietung über Zelt- Minimalismus („Ich finde mit meinem Zelt und all meinem Gepäck unter eurem Vordach Platz!“) erleuchtete uns Björn mit einer Demonstration zum Thema „Abspannen für Fortgeschrittene; Die Nacht“ aus der Reihe: „Mein Zelt und ich“. (Diese Lerneinheit wird jeden Abend wiederholt und durch die allmorgendliche Lektion „Abspannen für Fortgeschrittene; Der Tag“ aus der Reihe: „Mein Zelt und ich“ ergänzt.)
Nach einer angemessenen Pause zur Zubereitung des individuellen Abendessens auf den Campingkochern startet das abendliche Dauerexperiment „Was aus einem nassen Wald brennt am besten?“, das wir in unserer aktuellen Besetzung mehr schlecht als recht meistern. Der Rest des Abends steht zur freien Verfügung, nur kurz hie und da unterbrochen von kleinen Eskapaden meinerseits zum Auf- und Abbau von Angstzuständen zum Topic: Die Wespe, Freund oder Feind? Nachdem am späten Abend dann auch die Fraktion Urlaubstagsoptimierung ihren Weg aus dem Wochenendanfangsstau zu uns gefunden hatten („Folgt einfach den Rauchzeichen…“), konnten wie der ersten Tag einigermaßen erfolgreich abschließen.
Es folgen zwei Tage erfüllt mit tollen Routen im schönsten Lochkalk, sei es im dunklen Wald oder, in höheren Sphären, in strahlendem Sonnenschein. Nach einem kurzen Disput der sonst recht einträchtigen Dozenten in der Einzelbetreuung von „ Der perfekte Sturz: Wie es richtig läuft, wenn’s mal schief läuft“, kann unser Jungspund erfolgreich und völlig souverän seine ersten Schritte am scharfen Ende des Seils absolvieren. Glückwunsch! Und einmal angefangen ist er kaum noch davon abzuhalten, sämtliche erreichbaren Wände hochzulaufen, frei nach Peter Brunnert: „Wir müssen da hoch!“
„Mein Leben ist ein Ponyhof“ Unter diesem Motto bewerkstelligen Franzi und ich Level Zwei von „Auf- und Abbau von Angstzuständen: Die Wand“. Hier erweist sich die bewährte Technik aus Level Eins „Ponygeschichten für ein besseres Selbstbewusstsein“ als ungemein durchschlagend. Die Stimmung ist ausgezeichnet, auf dem Campingplatz gibt es bis 22:00 gekühltes Bier zu kaufen. Networking und Socializing funktionieren effizient und seit unsere Verstärkung eingetroffen ist, brennt auch das Lagerfeuer am Abend. Denn die beiden wissen, was sie tun, hängen sie doch beide dem neumodischen Kult „Schlechtes Wetter ist nur dazu da durch Gute Laune und – Kleidung in seine Grenzen verwiesen zu werden“ an. Klugerweise halten sie uns andere weitgehend davon ab, „helfend“ einzugreifen und schicken uns im Zweifelsfall in den Wald zum „Holz suchen“. Spätestens am Sonntagabend erreicht auch das Ausbildungsprogramm mit Svens „Kulinarischer Rundreise: Zwischen Schweinshaxe und Schäufelsche“ seinen Höhepunkt.
Da wir am Dienstag wieder arbeiten müssen, wollen Sven und ich bei den etwas unsicheren Wetteraussichten lieber schon früh am Montag los. Die Fraktion Urlaubszeitoptimierer würde den kommenden Tag natürlich gerne noch mit Klettern nutzen. „Na, wenn wir um sechs Uhr aufstehen, können wir ja locker noch bis elf ein paar Routen ziehen, und trotzdem früh loskommen“ scherzen wir. Alles lacht oder rollt mit den Augen. Wir lassen es so stehen und verabschieden uns beim Rückzug in die Kojen mit „Bis morgen um sechs dann.“
Am nächsten Morgen weckt uns gegen sieben das Geklapper von Campinggeschirr. Oh-oh. Ganz klar, unsere Abschlussnote in „Urlaubszeitoptimierung: Ein Maximum an Erlebnis aus einem Minimum an Zeit“ wird nicht die Beste sein. Auch Tom, Björn und Franzi sind in diese gemeine Falle getappt und kriechen erst jetzt zerknautscht und ein wenig missmutig aus den Schlafsäcken. Die Stimmung droht zu kippen, anscheinend müssen wir an unserer Kommunikationsfähigkeit arbeiten. Das letzte Seminar an diesem langen Wochenende hat Tom für uns vorbereitet. „Ich packe meinen Koffer-raum: Do’s and Dont’s“ Nach einer kleinen Livedemonstration des gemeinen Packverhaltens erklärt uns Tom fachmännisch, warum das Resultat dem Qualitätscheck nicht standhält. Es wird also wieder ausgepackt und nun mit neuem Sachverstand clever geschichtet. Nun ist unser Lehrer zufrieden.
Letzter Tagesordnungspunkt ist der Götterbogen. Da unsere Note in Urlaubszeitoptimierung sowieso versaut ist, verabschieden sich Sven und ich frühzeitig. Netterweise haben die anderen Teilnehmer ihre heldenhaften Durchstiege des Götterbogens für uns zum Nachempfinden ausgiebig dokumentiert.
Fazit:
Team Ponyhof feierte nach …
Team Urlaubszeitoptimierung geht aus dem Workshop mit einem eingesparten Urlaubstag klar als Effizienzsieger hervor.
Team Graupelschauer stellte mit drei aufeinanderfolgenden Tagen weitgehend ohne Blitz, Donner und Regen einen neuen Rekord auf. Leider konnten sie später im Jahr an diese einmalige Leistung nicht anknüpfen.