Datum: 30. 11 2005
Autor: Kurt-Dieter Zick
Nach 17 Stunden Flug mit LAN Chile ist unser erstes Ziel Santiago die Hauptstadt Chiles am späten Abend erreicht.
Am Vormittag ging es dann auf Erkundungstour durch die Stadt. Im Herzen der Stadt liegt der Plaza de Armas. Hier ist auch das historische Zentrum, das des kolonialen Santiago. An der Plaza de Armas standen die wichtigsten Gebäude der Stadt: die Kathedrale, die Intendencia, Stadtverwaltung und die Häuser der wichtigsten Familien. Das ist heute anders – dennoch ist die schattige Plaza de Armas das Herz der chilenischen Hauptstadt.
Die höchste Erhebung in der Stadt ist der Cerro San Cristobal, knapp 500 Meter höher als die Plaza Caupolican von der aus sich der Funicular hinauf zur Endstation quält. Von hier sind es etwa 5 Minuten zum höchsten Punkt, auf welchem die Statue der Virgen de la Immaculada Concepcion steht. Sie ist 14 Meter hoch und 36 Tonnen schwer. Bei klarem Wetter ist der Ausblick von oben wundervoll.Zum Mittag ging es dann in die Markthalle mit Läden und Lokalen zum Essen. Das Stahlgerüst der Markt Halle wurde vom Erbauer des Eifelturms, Herrn Eifel, welcher nie in Chile war, entworfen. Sie ist ein Schmelztiegel der Nationen, ein Sprachgewirr der vielen Gäste.
Am späten Nachmittag ist Szenenwechsel angesagt, Flug nordwärts nach Calama und Weiterfahrt mit dem Bus nach San Pedro de Atacama, eine " Oase " in der Atacama – Wüste. Tageswanderungen sind jetzt angesagt. Es geht durch die Salzkordillere und das Mondtal, enge Schluchten mit bizarren Formen. Auch das Tal des Todes wurde durchwandert mit anschließender Eroberung ( unblutig ), einer alten Incasiedlung mit herrlichem Aus-und Weitblick zum grünen Flecken in der Wüste – San Pedro de Atacama. Wir wünschten uns einen rotierenden Kopf und in jedem Auge eine Kamera.
Ein Pflichtprogramm und Höhepunkt der Region folgte auf dem Fuße. Das Geysirfeld - El Tatio- . Dieses liegt in 4300 Meter und soll das höchstgelegene Geysir-Feld der Welt sein. Heiße Wasserfontänen, dampfende Erdlöcher und blubbernder Schlamm. Hier merkt man, das die Anden ein junges vulkanisches Gebirge sind, das nicht zur Ruhe gekommen ist. Dieses Gebiet unterliegt der ständigen Veränderung. Der Boden ist brüchig und man kann sich am bis zu 260° Grad heißem Wasser furchtbar verbrennen. Auch sollen Menschen an den Verbrennungsfolgen gestorben sein. Es gibt einen Naturpool mit Thermalwasser, es kostet einige Überwindung sich in der eisigen Morgenkälte seiner Sachen zu entledigen, um in den Pool zu steigen. Erst einmal im Wasser ist es unheimlich gemütlich. In San Pedro steht eine alte Kathedrale, welche 1744 erbaut wurde. Alles ist erbaut aus Adobe (luftgetrocknete Lehmziegeln die blendend weiß gestrichen sind).
Weiterhin stand ein Besuch des Museo Arqueologico Padre Gustavo Le Paige auf dem Programm. Es ist eines der besten archäologischen Museen Chiles und wurde von dem belgischen Pater Custavo Le Paige begründet. Er grub in der Atacama und wurde hier zum Archäologen. Er entdeckte die Gräber und Wohnhäuser früherer Bewohner, fand Mumien und Rauschgeräte, alles perfekt erhalten, weil im trockenen Wüstenklima nichts zerfiel. Ebenfalls an der Plaza, befindet sich das älteste Gebäude des Ortes, es wurde vor 1540 erbaut. Die Silvesternacht stand uns bevor und das in 4300 Meter Höhe und keiner wusste,was uns erwartet. Nach einer langen Tageswanderung in gleicher Höhe erreichten wir eine stillgelegte Mine. Zwei alte Gebäude waren noch in einem relativ gutem Zustand und wurden von einem Indio notdürftig instand gehalten. Um 20:00 Uhr hieß es dann " Prost Neujahr ", nach europäischer Zeit. Adriana, unsere Führerin für den Norden Chiles, sie stammt aus Mexico, schaffte es uns zu überraschen. Sie hat es geschafft, auf der Gasflamme in dieser Höhe einen Puter für die Silvesterfeier zuzubereiten. Wir waren platt von dieser Idee und Leistung. Mitternacht erlebte von uns niemand, da alle fix und fertig waren. Bevor wir in unsere Schlafsäcke krochen bestaunten wir noch das " Kreuz des Südens ", welches klar über uns stand.
Am nächsten Tag ging es wieder nach San Pedro und weiter mit dem Bus über Calama nach Antofagasta. Von dort flogen wir in den äußersten Norden Chiles, nach Arica einer Hafenstadt. Von hier ging es ins Altiplano. Am Fuße des Vulkans Parinacota liegt einer der höchstgelegenen Seen, der " Lago Chungara " mit 4538 Metern. Hier befanden wir uns mitten im Salar de Surire, umgeben von Flamingos, Nandus (Strauße der Anden), Vikunjas und Guanakos. Am Horizont tauchten wie bei einer Fata Morgana schneebedeckte Vulkankegel auf. Ein Traum! Wieder in Arica angekommen stand uns eine Hafenrundfahrt bevor. Nun, es wurde erheblich mehr und ein unvergessenes Erlebnis. Nach der Hafenrundfahrt steuerte der Kapitän sein kleines Boot aufs offene Meer. Plötzlich schmiss er kleine heringsartige Fische in die Luft. Was sollte das? Am Himmel war nichts zu sehen! Nach einer kleinen Weile rauschte es heran. Seevögel aller Arten schnappten nach den Fischen. Am beeindruckensten waren die Pelikane. Die waren frech wie Oscar, wir mussten oft die Köpfe einziehen, um nicht von den Flügelspitzen getroffen zu werden. Diese zusätzliche Futtergabe war den Seeschwalben und allem anderen Gefieder sehr willkommen. Unsere Kameras arbeiteten auf Hochtouren. Der Tag wurde dann durch ein opulentes Fischgericht in der Hafenkneipe mit einem vorzüglichen Rotwein beendet.
Von Arica hieß es nun Abschied nehmen. Es ging per Flieger wieder für eine kurze Nacht nach Santiago ins Hotel. Morgens in aller Frühe ging es wieder zum Flugplatz und weiter nach Puerto Montt in das chilenische Seengebiet. Dieses gehört schon zu Patagonien. Nun ist Aprilwetter angesagt, Sonne, Wind und Regen sind an der Tagesordnung. Vom Bilderbuchvulkan Osorno (2652 m) sahen wir nur wenig, bekamen aber seine Launen und Eskapaden hautnah zu spüren. Die Landschaft ist einzigartig und von bizarrer Schönheit, zumindest am ersten Tag. Eine besondere Augenweide waren die sehr imposanten Wasserfälle von Petrohue und eine ausgiebige Wanderung durch den Regenwald.
Statt einer Bootsfahrt auf dem Lago Todos Los Santos; er zählt zu den malerichsten Seen des Landes, entschlossen wir uns zu einer Tour am Osorno. Regen, es schüttete aus kleinen Eimern. In 1200 hundert Metern Höhe war der Fahrweg weggeruscht und somit das Aus für unseren Kleinbus. Unser Führer Phillip war guter Dinge, schließlich kennt er ja seinen Hausberg (Vulkan). Der Osorno ist ja nun nicht gerade hoch. Hat aber einen dicken Eispanzer und ist total vergletschert. In seiner Höhe liegt der Leichtsinn. Er hat in der Zeit seiner Besteigung 80 Todesopfer gefordert. Nahmhafte Hochalpinisten sind hier verschollen und verstorben. Er ist ein sehr eigenwilliger Vulkan der sein Wetter selber macht, um das selbige innerhalb von Minuten vom lauen Lüftchen zum Orkan werden zu lassen. Was wir auch voll und ganz zu spüren bekamen. Der Anstieg von 1200dert Metern auf 1750 Meter war problemlos.
Der Regen und der Sturm nahmen zu. Unsere Stöcke lagen waagerecht in der Luft. Phillip sagte:" Wir verdrücken uns". Er nahm eine Abkürzug, es ging querfeldein. Als wir ein Plateau im Abstieg überquerten meinte Phillip so ganz nebenbei, Windstärke 10, in Böen etwas mehr. Uns wurde heiß und kalt und aus dem Regen wurde ein Wolkenbruch welcher nicht enden wollte. Endlich unten, immer am Fluß entlang. Keine Brücke kein Weg, kein Pfad. Nach zwei Flussdurchwatungen, Höhe Knie und ein bischen mehr es war nichts mehr trocken. Wir waren innen genauso nass wie von außen. Dann kam das Seeufer an welchem wir entlang mussten um das Hotel zu erreichen. Bis dort verlief auch eine Straße, nur eben aus der anderen Richtung. Jetzt hieß es erst einmal drei Schritte vor und zwei zurück. Tief war der Sand.Am Hotel angekommen, na was passierte da wohl, die Sonne brach durch die Wolken und wir hörten, sahen ihn nicht, den Vulkan lachen. Uns war alles vergangen!
Am Tag darauf brachte uns ein 2stündiger Flug von Puerto Montt nach Punta Arenas (Sandspitze) in die südlichste Stadt Chiles. Ein frischer Luftstrom aus der Antarktis blies uns frisch entgegen. Punta Arenas liegt an der Magellanstraße. Am Abend liefen dann die Vorbereitungen (packen) für die Wanderungen im Paine Park an.Auf der südlichsten Straße des Landes fuhren wir durch die Steppe de Magellanes 340 km nordwärts in den Pain-Nationalpark. In Puerto Natales, einer kleinen Stadt an einem Fjord, machten wir kurz Rast. Die Paine-Türme und –Hörner sind die spektakulären Wahrzeichen des Nationalparks Torres del Paine. Wir fuhren direkt zum Pehoe Lake, setzten mit dem Katamaran über und bauten auf dem Zeltplatz Pehoe unser Lager auf. Eine lange Tageswanderung, ca.8 Std. reine Gehzeit, zum Grey – Gletscher stand nun bevor. Am Grey-Gletscher angekommen erlebten wir ein gewaltiges Schauspiel. Riesige Eisblöcke brachen tosend in den See. Nach diesem Naturereignis wanderten wir zurück zum Pehoe-See. Am nächsten Morgen hieß es das Lager abbrechen, alles auf den Katamaran verladen. Die Fahrt ging wieder über den Lago Pehoe nach Salto Grande.
Unterwegs konnten wir schon die gewaltigen Paine-Türme bewundern und staunten über ihre Ausmaße. Auf "Schusters Rappen" kamen wir zur Mittagsrast an den Nordenskjolk. Unterwegs entdeckten wir eine Seltenheit der besonderen Art, die Porzelanorchidee. Diese Rarität wurde natürlich sofort auf den Film gebannt. Der Bus las uns irgendwo unterwegs auf und brachte seine Fracht zum Camp Las Torres. Was für ein Platz mit herrlichem Blick auf die Berge! Hier standen für 2 Nächte unsere Zelte. Kondore umkreisten die mächtigen Gipfel des Torres del Paine. Es ist eine imposante Landschaft in glasklarer Luft, sie birgt gerade im zarten Morgen- und Abendlicht eine unvergessene Stimmung. Auf einer Tageswanderung in der einmaligen Umgebung von Las Torres hielten wir immer Ausschau nach den besten Aussichtspunkten auf die Türme. Sie erschienen bizarr und unbezwingbar.
Der Aufstieg zum Basislager des Torres del Paine war anstrengend. Wir folgten einem wilden Gebirgsfluß, dann ging es durch Zwergbuchenwälder hinauf über die Baumgrenze zum Aussichtspunkt hinter dem Camp Torres. Die Granittürme spiegelten sich im grünen Wasser der Lagune. Am nächsten Tag beim verlassen des Parks, kamen wir an der Laguna Azul vorbei. Sie liegt friedlich in alpiner, rauer Landschaft. Von dort hat man wieder einen fantastischen Blick auf die Paine-Türme sowie auf die Salto Paine-Wasserfälle.Danach kehrten wir wieder nach Punta Natales zurück, wo wir in einem Hotel übernachteten. Die Dusche war für längere Zeit besetzt. Von Puerto Natales starteten wir morgens unsere Fahrt durch die Einsamkeit der argentinischen Steppe nach Norden zum Nationalpark Los Glacieres. In El Calafate am Lago Argentino, dem Tor zum Park, bezogen wir ein Hotel.
Nun ging es auf Entdeckungstour zum Perito Moreno-Gletscher. Dieses 70 m hohe 4 km breite und 40 km lange Eismonument gehört zu den gewaltigsten Gletschern Patagoniens. Er wird vom Inlandeis gespeist und ist ständig auf dem Vormarsch. Minütlich brechen mächtige Eisbrocken ab um in den Lago Argentino zu stürzen. Es ist besonders faszinierend deisem Schauspiel zuzusehen, zumal man ja nie weiß, wo der nächste Brocken abbricht und mit Getöse in den See stürzt. Danach fuhren wir zurück ins Hotel nach El Calafate. Am nächsten Morgen, früher Start zum Nordrand des Glaciars Nationalparks in Richtung Fitz Roy und Cerro Torre. Wir hatten zum Glück klare Sicht und konnten die Granittürme des 3128 m hohen Cerro Torre und die steil aufragende Nadel des Cerro Fitz Roy, mit3375 m der höchste Berg der Gegend, schon von weitem sehen. Abrupt erheben sie sich aus der patagonischen Steppe. Beide Türme zählen zu den größten bergsteigerischen und klettertechnischen Herausvorderungen in den Anden. Fahrt nach El Calten wo wir für 2 Nächte ein Hotel bezogen. Eine fast 10stündige Wanderung am und zum Fuße des Cerro Fitz Roy, führte uns sehr nahe an den Berg heran.
Die aufgende Sonne tauchte die Felsen des Fitz Roy in leuchtende Orangetöne, welche langsam in strahlendes Gelb überflossen. Der Berg ist nach dem Kapitän der berühmten "Beagle" benannt, jenes Schiff, welches Carles Darwin 1834 auf seinen Forschungsreisen nutzte. In den Aufwinden segelten die Kondore in Gipfelnähe. Aber alles hat einmal ein Ende, wir lösten uns schweren Herzens und bei strahlendem Sonnenschein von dieser wohl einmaligen Landschaft. Unsere Zeit war um und es ging von El Calten zurück nach Punta Arenas. Auf dem Weg dorthin besuchten wir noch die Ottway – Pinguin – Kolonie am Ottway Sound. Diese wenig scheuen und lustigen Gesellen erheiterten uns sehr. Wer beäugte wohl wen? Es sind Magellan-Pinguine und ihren Namen erhielten sie, so die Überlieferung, von walisischen Matrosen. Sie nannten die Tiere "pengwyn", ein Wort, das auf gälisch "weißer Kopf" bedeutet. Nun kam der unweigerliche Abschied.
Flugplatz,Maschine,Abendflug. Ankunft in Santiago kurz vor Mitternacht. Hotel, schlafen! Letzter Tag bei 32° Grad in Santiago. Ja, was bleibt einem da noch übrig? Stadtbummel bis zum abwinken. Endlich der Bus ist da! Um 17:00 Uhr fuhren wir dann zu Flugplatz. Wieder 17 Std. in der Luft mit Zwischenlandung in Madrit nach Frankfurt. Ankunft in Frankfurt: Kalt, Nebel, Regen, wären wir doch bloß in Patagonien und Chile geblieben!!! Reisedauer 26 Tage.
Nachwort:
Im Norden findet man wüstenhaftes Klima vor, am Tag heiß und in der Nacht empfindlich kalt, dies liegt an der Höhe der Atacamawüste, 2000 – 4000 m hoch.In der Mitte um Santiago ist es heiß, schwül 20 – 30° Grad und mehr. Im Seengebiet um Puerto Montt gemäßigte Temperaturen um 20° Grad, viel Regen und feucht.Im Süden bläst fast immer ein kalter Wind aus der Antarktis, der oft kühle Regenschauer mit sich bringt. Temperaturen tagsüber bei 18 – 20° Grad, nachts bis auf minus 5° C.