Meine Frau Annemie und ich haben in den letzten Jahren schon mehrere Wanderurlaube in den Alpen verbracht. Vor zwei Jahren hatte ich zum ersten Mal eine Erfahrung an einem richtigen Klettersteig gemacht. Ich bin kurzfristig für einen Freund eingesprungen, eine Zugspitztour durchzuführen. Morgens entschieden, mittags gepackt, nachmittags abgereist. Am anderen Morgen ging es dann vom Parkplatz Hammersbach los. Kurz vor dem Gletscher musste ich leider wegen Konditionsschwäche aufgeben. In diesem Jahr wollte ich im Anschluss unseres Urlaubes in Serfaus die Tour noch einmal wagen. Die frühe Schließung der Hütte in diesem Jahr machte mir einen Strich durch die Rechnung. So musste ein neuer Plan her. Ein kurzer Zwischenurlaub am 1.Juli. Durch den langen Winter war zu diesem Termin ein Aufstieg nicht möglich. So habe ich früh genug verschoben. Am 4. August war es dann soweit. Abfahrt nach Hammersbach. Ankunft 16.00 Uhr. Aufstieg zusammen mit meiner Frau zur Höllentalangerhütte. Die Höllentalklamm ist einen Ausflug wert.
Man kann sehen, was Wasser so ausrichten kann. Der Hüttenwirt war sehr entgegenkommend und freundlich bei der Ankunft. Nach Zuweisung der Betten haben wir noch gut gegessen, die Kapelle besichtigt und ein leckeres Gute Nacht Radler getrunken.
Danach haben wir eine für uns ungewohnte und unruhige Nacht im Bettenlager verbracht. Gegen 4.30 Uhr war für mich die Nacht zu Ende. Da sich einige Kletterer für den Aufstieg fertig machten, habe ich mich auch vorbereitet. Die ersten sah man bereits an der Leiter mit ihren Stirnlampen. Um 5.35 Uhr bin ich dann alleine losgegangen. Der Morgen war zwar frisch, aber klar. Um ca. 6.15 Uhr an der Leiter wurde der Klettergurt angelegt und die Jacke ausgezogen. Der Aufstieg machte Spaß und ging reibungslos.
Über dem Brett war die Aussicht hervorragend. Weiter ging es über den grünen Buckel. Das Zugspitzkreuz rückte immer näher. Das Ziel vor Augen und zwischendurch ein Power-Gel gaben mir den nötigen Antrieb. Dann überwand ich den Punkt, an dem ich vor 2 Jahren abgebrochen hatte. Da wusste ich: Diesmal schaffe ich es. Der Gletscher wurde erreicht, ein kurzes, aber gefährliches Eisstück überwunden. Da laut telefonischer Auskunft vom Sonntagabend Steigeisen nicht erforderlich waren, hatte ich diese zurückgelassen, um Gewicht zu sparen. Es wäre beinahe ein Fehler gewesen. Der Bericht im Internet wurde um 12.00 Uhr korrigiert. Nach Überwindung des Hindernisses ging es weiter über den gut zu gehenden Gletscher bis zur Randkluft. Diese war noch sehr einfach zu übersteigen. Dann ging es in den oberen Klettersteig. Zur eigenen Sicherheit immer mit Seilsicherung.
Der Klettersteig war etwas anstrengend, aber er machte Spaß. So wurde ich auch immer sicherer. Einige Kletterer ließ ich an geeigneter Stelle vorbei. Sie waren erfahrener, konditionsstärker und die meisten gingen ohne Seilsicherung. Aber für eine kurze Plauderei war immer Zeit. Die herrliche Aussicht und das immer näher rückende Ziel gaben mir neue Kraft. Kurz nach 11.00 Uhr erreichte ich die Plattform vor dem Gipfel. Dort wollte ich für Fotoaufnahmen auf meine Frau warten. Aber durch das schöne Wetter brauchte meine Frau, nachdem sie von der Hütte durch die Höllentalklamm abgestiegen war, etwas länger mit der Bahn zur Zugspitze. An der Seilbahn musste sie einige Zeit warten. So bin ich dann kurz vor 12.00 Uhr in einem Moment, an dem der Andrang auf den Gipfel etwas nachließ, die letzten Meter zum Kreuz aufgestiegen. Ich hatte es im zweiten Anlauf geschafft. Es war ein herrliches Gefühl. Dies teilte ich meinen Kolleginnen und Kollegen, die mit mir gefiebert haben, per Telefon mit. Diese wiederum informierten mich dann, dass sie mich auf einem Foto der Webcamera sahen. Diese Tour werde ich auf jeden Fall noch einmal machen. Ich versuche noch, meine Frau zu einer Teilnahme zu überreden. Ideale Wetter- und Bodenverhältnisse und der eigene Wille etwas Großartiges zu leisten, führten zum Erfolg. Die Berge werden mein liebstes Urlaubsziel bleiben.