Datum: 29. 10 2008
Autor: Sabine Sistig
Letztes Oktoberwochenende 2008!
Das ganze Jahr geplant und doch wieder auf den letzten Drücker nehme ich mein diesjähriges Mopedtour - Wochenende in Angriff.
Stand letztes Jahr noch die klassische Moselroute entlang Mosella von Cochem nach Piesport (Burg Treis – Blankenrath runter, Blankenrath – Treis rauf..) mit Ausfahrten in den Hunsrück (Rhaunen – Kirn runter, Kirn – Rhaunen hoch – immerhin 130 Höhenmeter – uff!) auf dem Programm, starte ich diesmal von daheim durch die sonntäglich stille Eifel.
Die Sonne lacht mir entgegen, Väterchen Frost hat sich schon leicht genähert. Gut warm eingepackt gelange ich über Bitburg – erst mal durch dichte Nebelfelder (oder hat mich mein Mopedhändler mit dem angeblichen anti-beschlag- System meines Visiers bekokelt?) Richtung Grenzübergang Vianden in den Indian Summer Luxemburgs. Wieder schießt es mir durch den Kopf – in dieser Gegend möchte ich alt werden!
Sanfte Höhen und Tiefen, Felsen und Alleen entlang des Weges, im Landesinneren stille Höfe, weitläufig voneinander gelegen, die Lockerheit der Menschen und die Stille an diesem Sonntag im herbstlichen Oktober lassen mich schwebend durch die Kurven gleiten. Vianden ist immer eine Pause wert. Und so packe ich nach dem Durchqueren des mittelalterlichen Städtchens meinen heißen Tee oberhalb der Burg aus und genieße den schönen Ausblick in Stadt und Land.
Weiter gleite ich dahin über Landstraßen, Clervaux ist mein Ziel; jedoch: früh wird klar, dass ich – meine reservierte Übernachtung in Maring – Noviand / Mosel im Blick – meine Planung / mein Zeitkontingent anders einschätzen muss
Ich nehme vor Holzthum (mit schöner Kirche) kurzum Kurs auf Wiltz immer durch genussreiche, herbstlich sonnige Kurvenpassagen, die ich trotz ständiger Obacht auf nasses und mit bunten Blättern bestreutes Teerband ausgiebig genießen kann. Im weiteren Verlauf steuere ich Esch sur Sûre an, ärgere mich ganz kurz, dass keine Zeit für Lac de la Haute Sure bleiben wird (okay, dann eben nächstes Jahr!) und befahre die grüne Ardennenstraße in stetiger Begleitung holländischer Wohnwagen Richtung Ettelbruck, wo ich meine frühe Kaffeezeit einplane.Naja, Ettelbruck ist dann doch nicht unbedingt ein Besuch wert, ich verzettele mich in Einbahnstraßen zwischen Hochbauten und Klinikum. Schnell weg hier – rein nach Diekirch und – ach – hier ist wieder die altbekannte warme Atmosphäre. Hier gönne ich meiner treuen Kawa GPZ, der 500 kubik Wendigkeit, eine Verschnaufpause und mir einen heißen Kaffee.
Jedoch – nur kurz und knapp, bin doch nicht zum Spaß hier und habe ja ein volles Tagesprogramm.
Noch einmal ordentlich voll getankt (Eurosprit = super! Unter 1,00 € bleifrei, na dann mal Rand voll) und weiter geht´s auf Kurs Grenzübergang Echternach.
Auf Luxemburgischer Seite fahre ich auf der kurvigen Teerschlange immer an der Sauer entlang, mit Blick auf Bollendorf, Echternach (hier entscheide ich mich, auf „dieser Seite“ zu bleiben) Richtung Wasserbillig. Irgendwie packt es mich dann doch, mal ordentlich aufzudrehen und ich entschließe mich nach der bisherigen Genussfahrt, mal kurz „Strecke“ über die 48 Richtung Trier zu machen.
Es ist Nachmittag, ca. halb vier, dir Uhr wurde gestern umgestellt und ich habe die Sonne stetig im Blick. Verdammt, steht schon ganz schön tief, möchte doch nicht im stockdunkeln ins Quartier kommen! Weil es immer so ist, wie es ist, gerate ich noch knapp nach Trier und seinen sonntäglichen Stau hinein - schitt, nicht ganz gesetzestreu gewendet und ab raus hier, auf die Bundesstraße 53, die alte Bekannte aus letztem Jahr – nur diesmal von der anderen Seite „aufgerollt.“Jetzt geht alles schnell, schön und einfach, sanfte Strecke durch die Touri- Örtchen: Federweißer mit Zwiebelkuchen hier, Wein- und Obstverkauf da, Winzerfest heute, Musikfest morgen…alles, was des Moselfans Herzen höher schlagen lässt;
Nach einer kurzen Rast im Biker´s Stop Brauneberg geht’s über´s Brückchen zur Übernachtungsstation in Maring-Noviand (Achtung – von der Bundesstraße aus ist nur Lieser ausgeschildert, an der Abfahrt ist man schnell vorbei). Müde und seelig schwebe ich in den Hof vom Weinhaus Bölinger, „Chef fährt selbst Motorrad“ stand in meinem Pensionsführer für Biker, prima, man versteht sich. Zeltplatz vorm Haus – ich gönne mir aber ein Zimmer mit heißer Dusche! Meine brave Kawa darf in der Garage schlafen, ich werde herzlich aufgenommen und mit heißen Getränken verpflegt.
Was für eine Wohltat!
Nach Dusche, Besichtigung der Kellerei mit dem Inhaber und natürlich Weinprobe (an diesem Tag reicht ein Glas für den Seelenfrieden), ordere ich noch soviel Getränk zum Mitnehmen, wie in den Rucksack passt: „genau 1 Flasche prämierter trockener Riesling und einmal Sekt aus der Kellerei des Ortes bitte!“
Gut geschlafen, gut gefrühstückt und noch eine Weile mit der Wirtin am Familientisch erzählt, starte ich in den verregneten Montagmorgen nach Platten. Hier lege ich nach immerhin 20 Minuten Fahrt mein zweites Frühstück ein. Es regnet in Strömen, also rein in die Metzgerei („ich bin zwar Vegetarier, aber hätten Sie vielleicht…“ ) - die nette Verkäuferin hat! Für mich alleine mit exklusivem Service: Brötchen mit Käse, Tomaten aus der Auslage, Pustasalat und Fisch aus der Dose, den sie mir noch in ein Schälchen mit Gabel abfüllt.
Schnell noch ein paar Worte des Dankes und wieder in den warmen Regen; auf dem überdachten Dorfplatz genieße ich meine Schätze zum heißen Tee. Der Regen wird weniger, viel später als geplant gerate ich kurz vor Mittag wieder auf die 53, die vertraute Mosel mal rechts, mal links neben mir bis nach Eller- Edinger. Da hört der Regen dann endgültig auf und das ist das Zeichen, den Calmont -Klettersteig noch erleben.
Unter der Bahnbrücke ist ein gut angelegter Parkplatz mit „Umkleide“, ein Bushäuschen eben. Das kommt mir wie gerufen – Mopedklamotten aus, in Tüten verpackt und auf dem Krad verschnürt und rein in Trekkinghose und – schuhe.
Nun gut, Hüftgurt und Klettersteigset braucht man wirklich nicht für die wenig anspruchsvolle jedoch landschaftlich sehr reizvolle Strecke bis nach Bremm.
Einige Leitern rechtfertigen dann auch den Begriff „Steig“, die Weinprobler unterwegs waren jedoch wohl zu keinem Zeitpunkt echten Gefahren ausgesetzt!!
Ich nehme die Hausstrecke vor Cochem ab über Ulmen – hier muss ich noch mal für unverschämte 1,32 €/ l tanken – nach Kelberg.
Hier biege ich ab, über die frisch renovierte Strecke Richtung Nohn (lässt sich jetzt super fahren) und entlang der Ahr führt mein Weg über Blankenheim nach Hause, wo ich 520 km reicher - 2 x voll tanken, 10,00 € für Wein und 25,00 € Ü/F ärmer leicht durchfroren, jedoch erfüllt und zufrieden am Abend ankomme.