12. 07. 1997: Neustift - Innsbrucker Hütte
Gegen 11. 00 Uhr trafen Matthias und ich uns mit Rolf, Ute und Wolfgang in Neustift. Wir stellten unsere Autos ab und gingen zur Elferbahn, um die ersten 500 Hm bis zur Bergstation zu fahren. Von dort wanderten wir einen wunderschönen Höhenweg entlang zur Pinnisalm. Nach einer Rast ging`s weiter Kurz vor unserem Ziel erwischte uns noch eine kleine Regenschauer und so waren wir froh über die heiße Dusche in der Hütte. Nach einem reichhaltigen Essen verbrachten wir den Abend am Kachelofen.
13. 07. 1997: Innsbrucker Hütte - Bremer Hütte
Um 07. 30 Uhr gings los. Gute Sicht, Sonne, blauer Himmel. Wir wanderten allmählich bergan. Kurz hinter der Hütte erblickte Rolf einen Iltis. Wenig später sprang eine junge Gams über ein Schneefeld und wir beobachteten Murmeltiere bei der Morgengymnastik.
Bald schon hatten wir den ersten Berg umrundet. Der Ausblick auf die umliegenden 3000er begeisterte uns. Unser Weg verlief jedoch nicht immer auf gleicher Höhe. Kaum hatten wir an Höhe gewonnen und freuten uns auf diesem Weg entlang zu gehen, führte man uns wieder hinab, nur um danach wieder hinaufzusteigen. Bald schon merkten wir, daß sich in Matthias` Wegbeschreibung ein Druckfehler eingeschlichen hatte und wir statt der 400 Hm bestimmt 1400 Hm zu bewältigen hatten.
Wir überquerten Bäche und Schneefelder und bestaunten zahlreiche Wasserfälle. Mehrere Rasten wurden natürlich auch eingelegt, um unseren Proviant zu verzehren und die Umgebung ausgiebig zu genießen. Endlich erblickten wir die Hütte, doch wieder einmal mußten wir erst runter, um danach den Hüttenanstieg zu bewältigen. Nochmals überquerten wir Schneefelder und dann war es geschafft. Wir stärkten uns bei einem tollen Abendessen und waren froh am Ziel zu sein. Obwohl einfacher, gefiel uns diese Hütte viel besser.
14. 07. 1997: Bremer Hütte - Nürnberger Hütte ® Sulzenau Hütte
Start: 07. 15 Uhr. Gleich hinter der Hütte führte der Weg zunächst allmählich, dann in kurzen Kehren steil bergauf zum Simmingjöchl auf 2764 Hm. Dort stand eine kleine Hütte (früher Zollhäuschen) und wir legten eine kurze Rast ein. Die Nürnberger Hütte konnten wir von dort schon sehen. Doch es sollte noch dauern bis wir sie erreichten. Zunächst überquerten wir mehrere Schneefelder. Auf einem Grad entdeckten wir eine Gams mit einem Jungtier, die uns zu beobachten schien. Fasziniert waren wir auch von den herrlichen Blumen und staunten in welchen Felsspalten sie wachsen. War es nun Frühlingsenzian oder nennt man sie Schusternägel? Darüber mußten Matthias und Rolf sich einigen.
Der Weg führte über teilweise drahtseilversicherte Steige ziemlich weit runter, ehe wir in der Mittagszeit die Nürnberger Hütte erreichten. Bei einer ausgiebigen Rast halfen wir Wolfgang seinen Rucksack leichter zu machen und aßen den hervorragenden Speck, den er für uns aufschnitt.
Danach wählten wir den kürzeren aber anstrengenderen Weg und gingen, teils über drahtseilversicherte Steige steil hinauf zum Niederle Joch (2680 Hm). Wieder sahen wir von dort die nächste Hütte, doch wir wußten ja aus Erfahrung, daß es noch dauern würde. Wir hatten vom Joch einen tollen Ausblick auf mehrere Gletscher und Seen. Nach Überquerung eines weiteren Schneefeldes ging `s wieder über Steige rauf und runter bis wir schließlich an der Hütte ankamen. Wanderer, die wir schon auf der vorigen Hütte kennengelernt hatten waren auch wieder da und man saß gleich zusammen und tauschte Erfahrungen aus. Wir waren froh diese große Etappe geschafft zu haben, denn für den nächsten Tag war schlechtes Wetter vorhergesagt. Nebel zog schon auf und es wurde darüber spekuliert, ob der Weg zur Dresdner Hütte wohl zu finden sei.
15. 07. 1997: Sulzenau Hütte - Dresdner Hütte
Wie angekündigt regnete es. Da dieser Tag als Ruhetag vorgesehen war, frühstückten wir erst um 08. 00 Uhr und starteten um 08.50 Uhr. Unser Weg führte uns an einer Seitenmoräne des Sulzenauferners entlang. Die Sicht wurde immer schlechter, trotzdem hatten wir zunächst noch einen guten Blick auf den Ferner. Es ging in steilen Kehren hinauf aufs Peiljoch. Dort oben war es eiskalt und Graupelschauer machten den Aufenthalt sehr ungemütlich. Ein kurzer Blick auf unser Ziel, die Dresdner Hütte und wir stiegen über ein großes Geröllfeld ab. Wir überquerten den Gletscherfluß und bestaunten die tiefen Einschnitte in den Fels. "Der Grand Canyon der Stubaier", meinte Wolfgang zu Ute. Hinter der Dresdner Hütte befindet sich der Fernauferner, außerdem eine große Liftstation, die Skifahrer auf den Ferner bringt. Wegen des schlechten Wetters waren nicht so viele Touristen dort oben, sonst wäre unser Ruhetag sicher nicht so gemütlich ausgefallen. So aber konnten wir den Nachmittag ruhig verbringen mit Kaffeetrinken, Lesen, Plaudern, Kartenspielen. Die Sonne ließ sich sogar blicken und lockte zu einem Spaziergang in der Umgebung der Hütte.
16. 07. 1997: Dresdner Hütte - Neue Regensburger Hütte
Start: 07.45 Uhr: Strahlend blauer Himmel, Sonnenschein. Eine lange Etappe lag vor uns, doch eine kleine Verzögerung mußten wir noch in Kauf nehmen. Rolf mußte zuerst eine Runde um die Hütte drehen, dabei einen Socken und ein Handtuch einsammeln, die ihm beim Lüften aus dem Fenster gefallen waren.
Dann ging`s los. Hinter der Hütte gleich bergan zum ersten Joch. Von dort führte der Weg lange Zeit an Wiesenhängen voller blühender Alpenrosen entlang. Wir kamen in herrliche Hochtäler, durchzogen von Bachläufen. Dann gings wieder über felsige Pfade hinauf aufs nächste Joch. Die herrlichen Alpenblumen faszinierten uns.
Plötzlich entdeckten wir auf den Felsblöcken kleine spielende Murmeltiere. Bis auf 1 Meter konnte man heran, um sie zu fotografieren. Rolf meinte sogar man hätte sie füttern können und schlug vor, die Ausrüstungsliste um den Posten Möhren zu erweitern.
Während der ganzen Tour hatten wir einen herrlichen Ausblick auf die Berge und konnten unseren bisher zurückgelegten Weg verfolgen. Zwischendurch meinte Wolfgang: "Für den nächsten Urlaub spare ich für eine Sänfte. "Nachdem Matthias ihm vorgerechnet hatte, daß es mindestens bis zum Jahr 2000 dauern würde, ehe er das Geld zusammen hätte, meinte er, dann sei er ja auch im "Sänftenalter".
Am letzten Joch vor dem Gletscher mußten wir riesige steile Schneefelder überqueren. Das war ziemlich mühsam, zumal die Sonne ordentlich brannte, doch bald hatten wir es geschafft. Einige Kehren kraxelten wir noch über felsiges Gelände hinunter und schon waren wir am tiefverschneiten Ausläufer des Gletschers. Holzpfähle und Spuren anderer Wanderer markierten den Weg. Das erste Stück führte steil hinunter und lief am Ende sanft aus. Matthias und Rolf beschlossen, dieses Stück auf dem Hosenboden herunterzurodeln. Als ich sah, wie toll das funktionierte, wollte ich es ihnen nachmachen. Ich setzte mich auf meinen Hosenboden und ab ging`s. Plötzlich konnte ich jedoch nicht mehr lenken und blitzschnell kugelte ich den Hang herunter. Ich wußte nicht mehr wo oben und unten war. Das Erlernte aus dem alpinen Basiskurs schoß mir durch den Kopf. Ich mußte versuchen in den Liegestütz zu kommen. Dreimal mißglückte der Versuch, bis ich endlich mit dem Kopf nach oben schräg zum Hang im Liegestütz war. Außer ein paar Schürfwunden an den Armen war nichts passiert. Meinen Hut konnte ich ein paar Meter weiter oben einsammeln und meine Stöcke brachten Wolfgang und Ute mit. Die beiden hatten nach dieser Einlage allerdings keine Lust mehr zu Rodeln.
Nun ging`s weiter in Richtung Hütte. Diese liegt am Ende eines von Bachläufen durchzogenen Hochtales. Auf den Wiesen weiden Schafe; eine wirklich idyllische Landschaft. Den Falbesonbach mußten wir an einer Stelle überqueren, es war uns nur noch nicht ganz klar wo. Die Holzbrücken lagen noch am Bachufer und eine Markierung hatten wir noch nicht entdeckt. Matthias stieg also auf einen Felsblock, um den besten Überweg zu erkunden. Kaum war er oben, rutschte er auch schon im Eiltempo hinab in den Bach. Es sah dramatisch aus aber Gott sei Dank kam er mit Prellungen davon.
Fotos haben wir durch dieses Ereignis allerdings keine, die Kamera verträgt das Baden nicht. Wir überquerten weiter oben den Bach und trafen eine Frau, die uns erzählte, daß an diesem Tag schon mehrere in den Bach gefallen seien. Matthias war völlig durchnäßt und lief zur Hütte voraus.
Unsere drei Wanderfreunde, die wir auch auf dieser Hütte wieder trafen, erwarteten uns schon.
Wir berichteten von unseren Stunts und konnten Gott sei Dank herzlich darüber lachen. Alle waren wir uns einig, daß dies trotzdem die bisher schönste Etappe unserer Wanderung war.
17. 07. 1997: Neue Regensburger Hütte ® Franz Senn Hütte
Start: 08. 00 Uhr. Blauer Himmel, schon ziemlich warm, fast schwül. Nach ca. 30 Minuten gings über Geröll steil hinauf auf`s Joch (Schrimmennieder). Die Sonne brannte und wir waren schweißgebadet. Nach 2,5 Stunden waren wir oben. Unterwegs überholten wir die zwei alten Herren aus der Muppetshow. Jedenfalls hatten die beiden Engländer eine täuschende Ähnlichkeit mit ihnen. Wir mußten jedoch bewundernd feststellen wie fit die beiden für ihr Alter waren. Die saßen garantiert nicht sehr oft auf dem Balkon.
Am Joch pfiff der Wind und es wurde ziemlich kalt. Deshalb machten wir unsere Pause lieber etwas unterhalb.
Ein Gamsbock beobachtete uns dabei neugierig von seinem luftigen Standplatz aus. Zunächst führte uns der Weg über Geröll stetig bergab. Dann gings auf gleicher Höhe am Hang entlang. Plötzlich Stau: Kühe auf unserem Weg. Matthias versuchte sich als Kuhhirte und wollte sie vom Weg vertreiben. Rufen und Pfeifen, leichte Hiebe mit dem Stock, alles nutzte nichts, die Viecher blieben stur. Wir mußten nach links in die Alpenrosenbüsche ausweichen, um an ihnen vorbeizukommen. Ca. 1/2 Stunde später wieder Stau. Diesmal versperrten Ziegen uns den Weg. Als Ziegenhirte war Matthias erfolgreicher und wir konnten weiter. Es war allerdings der "beschissenste" Weg der ganzen Tour. Hinter der nächsten Kehre erblickten wir die Franz Senn Hütte. Nachdem wir uns geduscht und gestärkt hatten, verbrachten wir einen gemütlichen Nachmittag an und in der Hütte. Gegen 16. 00 Uhr gab`s ein Gewitter mit starken Regenfällen und wir waren heilfroh im Trockenen zu sein.
18. 07. 1997: Franz Senn Hütte - Neustift
Um 06.00 Uhr morgens wurden wir wach. Strömender Regen, grauer Himmel.
Wir beschlossen, unsere Tour zu beenden und zur Oberriß-Alm abzusteigen, um von dort mit dem Taxibusnach Neustift zu fahren. Unsere Etappe zur Stakenburger Hütte hätte uns hauptsächlich über lehmige, aufgeweichte Wege geführt und auf diese Schlammschlacht wollten wir lieber verzichten.
Gegen 11.00 Uhr waren wir also wieder in Neustift angelangt, unserem Ausgangspunkt für eine wirklich schöne und abwechslungsreiche Hüttentour.