Datum: 13. 09 2014
Autor: Martin Boekholt
Aus der Sicht des Tourleiters….
Nachdem sich bei der letztjährigen Marathonwanderung 2013 (siehe auch Marathonwanderung: Von Höfen zum Dreiländereck ) die Teilnehmer auf ein ähnliches Ereignis in diesem Jahr gefreut hatten, war ich froh wieder eine Marathontour in das Tourenprogramm 2014 aufzunehmen. Am Ende der gesetzten Anmeldefrist waren schon reichlich Anmeldungen von den „2013-Veteranen“ und mir unbekannten „neuen Gesichtern“ eingegangen. Nachmeldungen trudelten ein, und somit wurde es Zeit, diese lange Strecke zu planen. Da der Start (Monschau), die ungefähre Route (Naturschutzgebiete Belgenbachtal, Rurtal, Nationalpark Eifel) und das Ziel (Nideggen) schon von der Ausschreibung her bekannt waren, war die große Frage nur noch: wie lange würde die Strecke werden? Die von mir ausgesuchte Route durch die schönsten Gebiete kam dann auf etwas weniger als 50 km. Glücklicherweise gab es von Heimbach aus die Rurtalbahn, so dass man sich nach Ende der Marathondistanz in den Zug setzen könnte (dachte ich jedenfalls…). Die 10 Teilnehmer wurden informiert, und so konnte es losgehen.
Wir trafen uns, eine Gruppe im besten Alter von starken 13 bis frischen 59 Jahren, morgens früh um 7 Uhr im Rurtal am Bahnhof Nideggen in Nidegggen-Brück: Die Organisation klappte hervorragend, jeder war pünktlich da. Wir ließen ein paar Autos dort stehen und fuhren mit 2 PKW dann zum Startpunkt der Wanderung bei Monschau, wo wir die beiden restlichen Teilnehmer (Eingeborene dieser Stadt) einsammelten und so um 7.30 bei durchgehend trockenem Wetter mit der Wanderung anfingen.
Der erste Teil der Wanderung führte uns durch das Naturschutzgebiet Belgenbachtal, und für die in Köln und Umgebung ansässigen Wanderfreunde war dieses wunderschöne, tief eingeschnittene Tal die erste Überraschung des Tages.
Am Alsdorfer Bergmannskreuz (Erinnerung an ein Grubenunglück) gab es dann das erste geologische Blabla des Tourenleiters, bevor es hurtig weiterging. Da der Weg etwa 300 Höhenmeter bergab führte, konnten wir uns gut warmlaufen, in einem lockeren Tempo (6 km/h). Im Rurtal angekommen, wurde es deutlich, dass die Wegführung nicht nur abwärts zeigt. Die erste schweißtreibende Steigung machte jedem klar, dass während der langen Distanz auch noch etliche Höhenmeter zu überwinden waren. Da ein weiter Weg vor uns lag, versuchte ich einen zügigen, aber nicht ermüdenden Schritt vorzugeben. Schöne Ausblicke genießend, durch Nebel und auf tollen Pfaden laufend, miteinander über alles Mögliche redend (mein Gedanke: solange sie reden, ist das Tempo nicht zu schnell), erreichten wir auf dem Eifelsteig entlanggehend recht früh am Morgen Einruhr, wo wir noch 20 Minuten Pause einlegten: Frühstück, hurra!! Die mitgebrachten Brötchen, Äpfel, Gummibärchen und anderer Dope schmeckten super. Die weitere Strecke führte uns dann am Rurseeufer bis zum Staudamm der Urfttalsperre, wo wir nach etwas mehr als 4 Stunden um 11.45 ankamen (km 22.8). Da dort noch andere Wanderer unterwegs waren, konnten wir uns als vollstände Gruppe ablichten lassen. Die Gesichter strahlten noch, trotz fehlenden Sonnenscheins: immer noch zogen Nebelschwaden durch die Landschaft.
Dort ging es denn in den Kernteil des Nationalparks Eifel. Leider waren einige der von mir eingeplanten Wege im Zuge der Errichtung des Nationalparks zurückgebaut, was dann eine leichte Veränderung der Wegführung nach sich zog. Oben auf der Hochfläche wanderten wir auf breiten, neuen, ausgeschilderten Wegen zum Aussichtspunkt Hirschley, den wir aufgrund der dort angetroffenen Menschentraube schnell wieder verließen. Weiter zum Rursee herunter, und an der geplanten Mittagspausenstelle vorbei. Auf meine Nachfrage hin, wer denn die Füße ins Wasser stecken wollte, wurde nur auf das Wetter hingewiesen: ich hätte doch auch die Wolken gesehen. OK: dann eben noch weiterlaufen. Über Schwammenauel führte uns der Weg herunter ins Rurtal, wo wir nahe des Jugendstilkraftwerks Heimbach dann um 13.50 für 40 Minuten eine Pause machten (km 33.5).
Die Butterbrote und andere Leckerchen wurden ausgepackt und verspeist, die Füße wurden gelüftet, einige Blasen versorgt, und ich legte mich lang auf die Wiese. Jedoch schon einige Minuten vor Ablauf der bis 14.30 angesetzten Mittagspause scharrten schon etliche Teilnehmer mit den Hufen, d.h. standen fertig und abmarschbereit zur Stelle. Meine Frage, bis wo wir dann gehen wollten (Hinweis: es gibt noch die Rurtalbahn) wurde fast als Beleidigung aufgefasst: man habe die ersten 33.5 km in 6.5 Stunden locker geschafft, die Autos wären in Nideggen, also die 50 km würden wir doch wohl schaffen. Nun gut, viel Spaß dabei… Beim loslaufen nach der Mittagspause waren manche Beine wackelig und ich fing mit einem langsamen Tempo an, was ich nach kurzer Zeit wieder steigerte. Bei einer Geschwindigkeitsmessung hinter Heimbach kamen wir dann auf über 7 km/h, vom GPS auch bestätigt. Auf meine Nachfrage, wie es denn gehen würde, kam von der Gruppe ein schallendes „Prima“ zurück, worauf ich dann im nächsten Seitental der Rur nicht den normalen Wanderweg nahm, sondern den nächsten Hang weglos und steil als Abkürzung hochstieg, die Gruppe hinterher (man ist ja schließlich ein Alpenverein) . Ich war froh, für solche Eskapaden die Wanderstöcke dabei zu haben … neben den Vorteilen auf den Steigungen und im weglosen Gelände entlasteten sie auf der langen Strecke doch fühlbar die Beine.
Hinter Blens war dann die Marathonstrecke geschafft (42.2 km), aber niemand hatte Lust, sich dort in den Zug zu setzen. So ging es dann weiter bis nach Abenden (44.5 km), wo der vernünftigere Teil der Gruppe (Werner und Irmgard) sich verabschiedete, um einen leckeren Kuchen zu genießen. Der Rest der Truppe ging weiter bis zum bitter-süßen Ende. Auf den letzen Kilometern war das Gehen doch nicht mehr so hurtig (für die Leute ohne Wanderstöcke), aber die Wege entlang des Rurtals waren schön (flach mit einigen interessanten Steigungen, bei denen wurden Sprüche über Rebellion gegenüber dem Wanderleiter laut).
Meine Wanderstöcke machten die Runde, und überzeugten jeden mit wackligen Beinen, dass diese Teile sehr hilfreich sind. In guter Stimmung kamen wir letztendlich bei den geparkten Autos am Bahnhof Nideggen an, das GPS zeigte 49 km und ein paar Gequetschte. Ich bedankte mich artig für die Wanderung, und zu meinem kompletten Erstaunen setzten sich einige Leute in Bewegung (zu Fuß), und fragten mich, ob ich nicht mitkommen wollte. Man könne doch nicht am nächsten Tag im Büro sagen, man habe 49,x km gelaufen, die 50 km müssen noch vollgemacht werden. So gesagt, so getan… auf der Landstraße noch einige hundert Meter hin und her gelaufen, sodass am Parkplatz die ersehnten 50,0 km auf dem GPS standen, zusammen mit 650 Höhenmetern. Um 18.00, d.h. 10.5 Stunden nach Abmarsch inklusive Pausen, war die Wanderung dann beendet. Die Stimmung war toll, und wir verabredeten uns für die nächste Marathonwanderung in 2015.