Im August 2012 sind wir mit dem Auto oben angekommen ...
... natürlich noch nicht auf dem Gipfel der Weißseespitze - das war ja unser Ziel für eine Tagestour, sondern auf dem Parkplatz am Ende der Gletscherstraße im Kaunertal. Das ist fast an der Grenze zu Italien und der Schweiz.
Gemeinsam mit Papa und vier netten Leuten (Markus, Björn, Freddy, Raffael) startete ich zum ersten Mal mit viel Ausrüstung zum Gletscher. Der befand sich auf 2750 Metern Höhe. Der Aufstieg über den Gletscher war ein wenig beschwerlich, weil ich mich an meine steigeisentauglichen Kunststoffschuhe noch nicht so sehr gewöhnt hatte. Sie waren sehr hart, unbeweglich und steif. Froh war ich, als wir ein Schneefeld erreichten und ich die Füße wie ich wollte aufsetzen konnte. Im Fels angekommen schnallten wir unsere Steigeisen ab. Nun stand ein Gang über einige Türme auf dem Grat an. Hier war es nicht nur windig, sondern stürmisch und kalt. Der Wind von Italien her machte sich stark bemerkbar: Er zerrte an der Kleidung, zerfetzte Wörter so, dass man gar nichts mehr verstand. Im Oberen Falgginjoch gab es den heftigsten Zug auf der Tour.
Ich habe öfters Pausen eingelegt. Kurz vor dem Gipfel überquerten wir den zweitgrößten Gletscher Österreichs auf etwa 100 Metern bis zum Ziel. Das Gipfelkreuz selbst steht gar nicht auf dem Gipfel, sondern auf Fels; denn das Eis am höchsten Punkt würde sonst unter dem Kreuz weg schmelzen können.
Am Kreuz hatte außerdem der Zahn der Zeit genagt: Es wies ein "BERG HEI " auf. Bei einer kleinen Rast dachte ich daran, dass diese Gletscher vielleicht bald mal ganz klein werden würden und dass das Bergsteigen ohne Gletscher nicht mehr so viel Spaß machen würde. Wie eine Rutsche fließt hier der riesige Gepatschferner von der Weißseespitze herab; nebenan waren hohe schneebedeckte Berge und weitere große Gletscher faszinierend.
Der Rückweg war dann kein Problem. Jeder konnte in seiner Geschwindigkeit laufen. Treffpunkt war wieder unser Ausgangspunkt am Parkplatz. Fest steht: ich möchte noch einmal auf einen Gletscher!