Datum: 30. 06 2014
Autor: Siegfried Krings
Nach einer beeindruckenden Tageswanderung auf den Piz Boe (bei Corvara-I) im Sommer 2013 beschlossen mein Sohn und ich, im Sommer 2014 eine mehrtägige Vater-Sohn-Hüttentour zu machen.
Die Vorfreude auf unsere Hüttentour stieg, nachdem wir uns für die Ötztaler Alpen entschieden hatten. Zusammen suchten wir im Internet nach Touren in dieser Gegend und fühlten uns sehr angesprochen von der 5-Tages-Hüttenwanderung um Vent, welche wir zeitlich auf 4 Tage kürzten!Nachdem wir uns ein Schlafquartier in den Hütten reserviert hatten, konnte es am Mitte August 2014 losgehen. Nach 10 Stunden Anreise kamen wir im späten Nachmittag im schönen Bergsteigerdorf Vent (1.900 m) an. Von dort aus starteten wir am nächsten Morgen bei gutem Wetter um 08:00 voller Enthusiasmus unsere Wanderung, die uns am 1. Tag bis zur Martin-Busch-Hütte (2.501 m) führen sollte.
Dort legten wir um 10:00 Uhr unser Rucksäcke im Matrazenlager ab und setzten unseren Weg weiter fort bis zur Similaunhütte (3.019 m), welche sich auf italienischem Boden befindet. Wir erreichten sie gegen 13:00 Uhr im Nebel. Während unserer Mittagspause durften wir das beeindruckende Naturschauspiel der Wolken hier am Niederjoch erleben. Nun waren wir im Nebel eingehüllt, dann rissen Nebel und Wolken auf und gaben faszinierende Aussichten auf die Berg- und Gletscherwelt frei, um sie Sekunden später wieder zu verstecken. Gleiches Schauspiel fand auch während unseres Abstiegs zur Martin Busch Hütte statt. Welch ein beeindruckendes Geschenk der Natur!
Am nächsten Morgen standen wir um 5:30 Uhr auf, da wir den wohl herausforderndsten Teil unserer vier Tage vor uns hatten. Der Weg, der viel Ausdauer abverlangte, führte uns zuerst auf den Saykogel (3.355 m). Für den Abstieg war Trittsicherheit und Schwindelfreiheit absolut von Nöten. Mit viel Achtsamkeit gingen wir Meter für Meter über den Grat und waren sehr dankbar, dass das Wetter recht gnädig mit uns war; neben einigen leichten Schneefällen überwog der Sonnenschein. Immer wieder staunten wir über die Schönheit der Berge und Gletscher! Der Abstieg zog sich relativ lang. Als wir unser Tagesziel endlich vor Augen hatten, staunten wir nicht schlecht, dass es noch mehr als 1,5 Stunden dauern sollte, bis wir das wunderschön gelegene Hochjochhospiz (2.412 m) errreichen sollten. Auf dem letzten Teil des Weges wurden wir jedoch abgelenkt durch die vielen Murmeltiere, die sich auf den Steinen sonnten und uns aufmerksam beobachteten. Glücklich und stolz zugleich erreichten wir unsere Unterkunft um 14:15 Uhr, wo wir zuerst einmal die Beine hochlegten!
Beim Blick aus unserem Fenster stellten wir morgens fest, dass wir uns im Nebel befanden. Um 7:30 starteten wir vom Hochjochhospiz, um über die mittlere Guslarspitze (3.147) zur Vernagthütte zu wandern. Nach wenigen Minuten setzte leichter Schneefall ein. Wir wussten aber, dass die Wolken gegen Mittag der Sonne weichen sollten. Mit dieser Zuversicht stiegen wir auf den Gipfel! Bis zur Spitze wurde die Schneedecke immer geschlossener, so dass wir glücklich über die gute Markierung des Weges durch den Alpenverein waren und uns bis zur Spitze von einer Markierung zur anderen durchgesucht haben. Es war schön, die ersten Spuren in den Schnee zu setzen. Kurz vor der Spitze gesellten sich 2 Mitwanderer hinzu. Oben angekommen öffnete sich nach 45 Minuten Wartezeit die Wolkendecke und gab, anfangs nur ganz zaghaft, erste Blicke auf die uns umgebende Bergwelt frei! Welch eine Belohnung! Eine halbe Stunde genossen wir den Ausblick und dann fröstelten wir so sehr, dass wir uns zum Abstieg entschieden mit freier Sicht auf Gletscher, Berge und unser Ziel vor Augen: die Verenagthütte (2.755 m). Nahe der Hütte begrüßten uns, wie jeden Tag, ... Murmeltiere!
Von unserem Zimmer aus hatten wir nochmal einen einmaligen Blick auf die von uns zurückgelegte Strecke!
Am nächsten Morgen färbte die aufgehende Sonne die Bergwelt in ein warmes Orange – fantastisch! Welch stimulierendes Bild für den Start in den letzten Wandertag!
Nach einem guten Frühstück zogen wir los in Richtung Breslauer Hütte. Die Anstrengung der letzten Wandertage steckte uns in Muskeln und Körper und als nach wenigen Minuten ein kürzerer Weg in Richtung Vent durchs Tal angezeigt wurde, war die Verführung schon groß! Wir trotzten dieser Verführung und wählten den vorgesehenen Weg, der sich als heftiger erwies als angekündigt, aber durch schöne Wolkenspiele und die täglich erscheinenden Murmeltiere aufgelockert wurde. Von der Breslauer Hütte (2.848 m) nahmen wir den steilen Abstieg in Richtung Rofenhöfe (2.014 m) . Der weitere Weg führte uns über die Hängebrücke zurück zu unserem Ausgangspunkt in Vent, von wo aus wir dankbar und glücklich unsere Heimreise antraten!
Fazit: Hüttenwanderung in einer faszinierenden Bergwelt! Absolut weiter zu empfehlen!
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