Nach unserer ruhigen Anreise aus der Eifel über Frankreich ins Wallis quartierten wir uns in Saas Almagell (1.600 m.) ein. Wir, das sind mein Onkel, mein Vater und meine Person. Das Gute im Saastal ist, dass die Benutzung aller Bahnen und Postbusse im Hotelpreis inklusive sind. Also haben wir die ganze Woche das Auto stehen lassen.
Am ersten Tag wollten wir eine Einlauftour auf mittlerer Höhe vom Kreuzboden machen, von dort aus über den Almageller Erlebnisweg nach Saas Almagell absteigen. Also die Schuhe geschnürt, den Rucksack gepackt und ab in den Postbus nach Saas Grund, in die Bahn zur Station Hochsaas auf ca. 3.100 Meter Höhe, um den Gletscher unterhalb der Weissmies zu beäugen.
Der kurze „Aufstieg“ tat meinen Onkel überhaupt nicht gut. Dies musste meiner Meinung nach von der Höhe kommen. Da wir ohnehin nur einen kurzen Stopp dort oben machen wollten, sind wir umgehend zur Station Kreuzboden auf ca.2.500 Metern hinab gefahren. Unten ging es ihm direkt wieder bestens.
Am Kreuzboden hörten wir dann unvermittelt mehrere Explosionen – als wäre eine Bombe explodiert. Damit lagen wir gar nicht so falsch. Einige ehrenamtliche Wegewarte waren auf einem Blockfeld dabei die Wege wieder herzurichten und große Blöcke, welche im Winter heruntergekommen waren, fachmännische mit Sprengstoff zu zerlegen. Nach dem Blockfeld steigt man auf ca. 2.400 Meter Höhe ab und begeht den Blumenpanoramaweg. Hier sah man zwischen den Lawinenschutzwänden aus Stahl viele schöne Hochgebirgspflanzen in voller Blüte stehen. Auch Edelweiß in freier Wildbahn durften wir bewundern. Während des Abstiegs wir via Fernglas auch Adler beobachten können und machtenbald Rast. Ein Bergrestaurant dort hatte auf der Terrasse nicht die üblichen Bierzeltgarnituren stehen, sondern Tische und Bänke aus Hinkelsteinen – eine nette Idee.
Nach unserer Verschnaufpause stiegen wir ab, um über den Almageller Erlebnisweg nach Saas Almagell abzusteigen. Der Erlebnisweg ist ein Klettersteig mit dem Schwierigkeitsgrad K1 oder A. Die Seilsicherungen sind nicht durchgehend. Treffender wäre die Bezeichnung "Gesicherter Wanderweg" als "Klettersteig", aber da er aus Elementen eines Klettersteiges besteht, ist er wohl auch als solcher angeben. Es geht über Seilbücken, welche bis zu 60 Meter lang sind über tiefe Schluchten und unter Zuhilfenahme von Eisenbügeln und Leitern auf und ab. Wir trafen auch eine sehr korpulente Dame, die hoffungslos überfordert war. Aber was soll man da machen? Warum sie mit ihrem schlanken Partner diesen Weg genommen hat, ist uns immer noch ein Rätsel. Gut im Tal angekommen haben wir uns unser wohlverdientes Tourenabschlussgetränk bei bestem Sonnenschein einverleibt.
Am zweiten Tag fuhren wir mit dem Postbus ins berühmte Saas Fee und mit der Bergbahn hinauf zum Plattjen auf 2.500 Metern, wo der Wind sehr scharf pfiff. Also nichts wie die warme Mütze und die Handschuhe raus. Da ich Probleme mit dem Knie habe und mir im Januar dieses Jahres den Fuß gebrochen hatte, packte ich nun zusätzlich die Trekkingstöcke aus. Früher war ich nie so begeistert von ihnen aber seit diesem Urlaub werde ich nichts mehr ohne die Stöcke machen (außer beim Klettern). Keine Schmerzen mehr, weder im Knie noch am Fuß. Vom Plattjen sind wir dann Richtung Britannia Hütte, wo die berühmte Haute Route von Saas Fee nach Chamonix beginnt, und weiter zur Bergstation Felsskin welche auf ca. 3.000 Metern liegt. Vom Plattjen ging es erstmal über Blockgelände auf einen Weg der über ein schmales teilweise versichertes Felsband führte und darauf um eine Kurve. Danach ging er leicht ansteigend durch Schutthalden. Unter uns konnten wir Steinböcke beobachten. Wirklich imposante Tiere. Dann ging es weiter durch Blockgelände und Altschneefelder hinauf in das Kaar unterhalb der Britannia Hütte.
Unterwegs haben wir noch kurz uns mit einem englischen Pärchen unterhalten: Der Weg von der Britannia Hütte zum Felsskin war wegen Steinschlaggefahr gesperrt. Es seien aber trotzdem Bergsteiger dort unterwegs. Wir haben dann beschlossen aus dem Kaar über einen kürzeren Weg direkt zum Gletscher beim Felsskin aufzusteigen. Dort oben haben wir ihn dann über einen breit gespurten Weg überquert und sind ohne Probleme bei der Bergbahnstation angekommen. Von dort sind wir dann auf 3.500 Metern hinauf zum höchsten Drehrestaurant der Welt mit der Metro Alpine gefahren. Die Metro Alpine ist eine unterirdische in den Berg eingebaute U-Bahn, welche die Skifahrer in das Sommerskigebiet von Saas Fee bringt. Dort oben haben wir das Allalinhorn bzw. „Adrenalinhorn“ bewundert. Von dort oben sind wir dann via Metro Alpin und dem Fee Express hinab nach Saas Fee gefahren und zu Fuß nach Saas Almagell zurück gewandert.
Am dritten Tag wanderten wir wieder nach Saas Fee und von dort hinauf zum Spielboden, wo es zahme Murmeltiere gibt. Über einen schönen Fahrweg ging es aus Saas-Fee hinauf und über Bäche und durch Wälder hinauf Richtung Bergrestaurante Gletschergrotte. Davor links ab und kurz darauf nach rechts den Berg durch Wiesen steiler hinauf bis man über Serpentinen auf ein kleines Plateau kommt. Dieses drolligen und knuddelingen Bergbewohner haben wir dann gequert um noch mal unter Zuhilfenahme eines Serpentinenweges deutlich an Höhe zu gewinnen. Danach sind wir an einen Hang hinaufgestiegen, wo Gämsen im Nebel geäst haben. Zunächst haben wir sie aber nur gerochen, erst später aus der Seilbahn konnten wir ihren Standort genau lokalisieren. Unterhalb des Spielbodens wird die Wanderung noch mal viel schöner und schließlich stößt man auf die zahmen Murmeltieren, die man mit Karotten und spanischen Nüssen (Erdnüsse) füttern kann. Wir haben die Murmeltiere dann abgeschossen – mit dem Fotoapparat versteht sich.
Am vierten Tag war sehr schlechtes Wetter und wir haben Brigg besucht, wovon wir aber sehr enttäuscht waren. Dort gibt es so gut wie nichts zu sehen.
Am fünften Tag machten wir uns vom Staudamm Mattmarkt oberhalb von Saas Almagell hinauf zum Monte Moro Pass in ca. 2.800 Metern. Also erstmal ging es ganz entspannt um den Stausee herum und dann über leichte Wanderwege durch Wiesen und über Steinplatten ins Tal hinein und langsam schraubte sich der Weg hinauf bis man zur Tälliboden eine große Wiese in einem Kaar. Wundert mich dass dort keine Alm steht. Genug Platz wäre dort vorhanden. Von dort geht es über Platten durch die Wände des Kaars immer weiter hinauf. Von unten mag man gar nicht glauben, dass dort ein Wanderweg hinauf führt. Selbiger ist übrigens für Leute mit Knieproblem absolut ungeeignet! Ich konnte ihn nur unter Zuhilfenahme meiner Stöcke ohne Schmerzen bewältigen. Der Weg führt dann permanent über Platten und Blöcke hinauf bis zum Monto Moro Pass.
Dort oben haben die Italiener eine Madonna aufgestellt und kurz unterhalb des Passes eine Seilbahnstation eingerichtet. Wir haben oben unsere mitgebrachten Leckereien verputzt, dabei das Monte Rosa Massiv beäugt und waren erstaunt wie ausgesetzt die Margaretenhütte dort oben auf dem Grat liegt und wie steil die Wände sind. Ein echter Hingucker! Danach sind wir schnell wieder Richtung Mattmarkstaudamm aufgebrochen, da sich auf italienischer Seite ein Unwetter zusammen braute und wir nicht in einen „Spaghettischauer“ - wie es die Walliser nennen - kommen wollten. Abends saßen wir dann noch mit unserer Wirtin und Schweizer an der Bar und haben uns Bergsteigerlatein angehört und nett beisammen gesessen.
Am sechsten Tag sind wir nur von Kreuzboden runter nach Saas Grund und dann weiter nach Almagell gewandert, da es nur regnete.
Am siebten Tag machten wir erneut einen Ausflug nach Saas Fee gefahren und nahmen einen Panoramaweg vom Hannig runter zum Gleschersee und zurück nach Saas Fee. Dies war in meinen Augen die schönste Tour des ganzen Urlaubes. Der Hannig ist übrigens ein schöner Ort für Eltern mit Kindern. In leichter Wanderei ging es stetig bergab. Wir überquerten Bäche, hörten Murmeltiere und waren wirklich beeindruckt von den Eismassen, welche sich über unseren Köpfen auftürmten. Dann stiegen wir über eine wunderschöne Blumenwiese ab und kamen oberhalb des Gletschersees raus. Ein Schweizer erzählte uns, dass der Gletscher das gesamte Becken bis zum See vor 10 Jahren ausgefüllt habe. Unglaublich! Wie weit dieser Gigant inzwischen abgeschmolzen ist. Wir wanderten dann über die Moräne weiter ab und danach über wunderschöne Blumenwiesen wieder nach Saas Fee und weiter zurück nach Almagell.
Am achten Tag sind wir dann nur noch hoch zu einem Aussichtspunkt oberhalb vom Saas Almagell gegangen unterhalb des Almageller Horns. Dort befanden sich auch bereits die ersten Versicherungen für den Klettersteig zum Almagellerhorn hinauf, welcher nächstes Jahr eröffnet wird. Von dort oben sind wir dann hinab zum Bergrestaurant Alpine gewandert und mein Onkel und ich sind von dort mit einem Trotti hinab nach Saas Almagell gefahren während mein Dad lieber den Sessellift nah. Ein Trotti ist ein aufgemotzter Kinderroller mit Bremsen womit man den Berg hinunter cruist.
Am nächsten Tag in der Früh ging es dann wieder nach Hause in die Heimat. Es war ein sehr schöner Urlaub der uns allen dreien gut gefallen hat. Auch das schlechte Resümee über die Schweizer von 2007 sei hier aufgehoben. Wir haben in diesem Teil des Wallises nur freundliche und nette Menschen die sehr gastfreundlich waren getroffen.