Teilnehmer: Sabine, Kevin, Uli und Rolf
Sonnenbeschienen und strahlend schön begrüßt uns das Tannheimer Tal mit seinem Haldensee und den Blick auf Gimpel, Rote Flüh und Co. Wir sind da. Wir sind da wo wir hin wollten. Es war ein langer Weg...
Vorbereitend wurde das Klettern zur Hauptsache. Kurs nach Kurs, Knoten-und Materialkunde, Seiltechnik, Standplatzbau, Von der Halle an den Fels Teil 1 und Teil 2, Vorstiegsschein....und klettern, klettern, klettern….
Training in der Halle sowie an den Felsen in Bad Hönningen, Gerolstein und Nideggen.
Wir sind fit. Alles Gelernte abgespeichert. Wir sind bereit für die Abenteuer am Fels. Dachten wir...
Den gut eineinhalb stündigen, schweißtreibende Aufstieg zum Gimpelhaus meistern wir motiviert und souverän. Belohnt werden wir umgehend mit einem umwerfenden Blick auf die Tannheimer Hochebene und einem kühlen Getränk auf der wunderschönen Aussichtsterrasse des Gimpelhauses. Unser Quartier für die nächste Woche.
So, nun mal ran an den Fels... Wir stehen mit unseren Kletterschuhen in den Startlöchern und wollen los!
In weiser Voraussicht hat Rolf eine kurze Einweisung im Übungssteig geplant. Begriffe werden wiederholt, Kommandos werden wiederholt, Vorstieg, Nachstieg, Seil ein, Seil aus,…..ja, ja, ja, wir können das....wir wollen hoch, wir wollen an die Wand.
Kurzer Wechsel zum Einstieg der Route „Hüttengrat“ am Hochwiesler, Ostseite.
Wir sind zu viert, prima, zwei Seilschaften, passt.
Es erwarten uns fünf Seillängen, im dritten und vierten Schwierigkeitsgrad.
Wir machen uns auf den Weg. Vorsteigend und nachsteigend. (Ich eher nachsteigend.)
Was ist denn hier los?
Wieso ist das auf einmal so anders?
Wieso ist auf einmal schwer, was zu Hause so leicht war?
Wieso kommen mir leichte Vierer-Stellen vor wie eine Acht in der Wand "Weißichnichtwo", und wieso ist das plötzlich alles so hoch?
Mist ... damit habe ich nicht gerechnet. Ich brauche Zeit. Mein Kopf braucht Zeit. Gott sei Dank ist Rolf da. Rolf hat damit gerechnet. Er gibt mir Zeit. Er ist unfassbar geduldig, verständnisvoll und motivierend. Kletterschritt für Kletterschritt wird's besser.
Oh, ist ja ganz schön hier.
Oh, es ist wunderschön hier,
Oh, je höher, desto besser.
Ok, die letzte Seillänge im Vorstieg ist Meine.
Die anderen beiden, Uli und Kevin sind schon oben. Super gemacht. Es folgt eine lange Abseilpiste, dann machen wir uns auf den Rückweg zum Gimpelhaus. Wir sind froh und glücklich. Es war ein wunderschöner, erlebnisreicher Tag. Eingegroovt und eingenordet, fit für das nächste Abenteuer.
Am zweiten Tag erwartet uns die Route „SO-Wand“ an der Südseite des Gimpels. Acht Seilängen im Schwierigkeitsgrad 3+.
In den bekannten Zweierseilschaften vom Vortag starten wir.... Vorstieg, Nachstieg, Vorstieg, Nachstieg. Stetig im Wechsel. Seil ein, Seil aus, nachkommen... Alles Gelernte sitzt, die Sonne begleitet uns auf dem Weg nach oben und es macht Spaß!
Verflixt. Wieso ist der nächste Haken denn so weit weg? Jetzt muss ich mich auch noch in einem Kamin nach hinten drehen um ihn zu erreichen? Wie soll ich denn da dran kommen? Außerdem ist mir hier ein Fels im Weg... über den muss ich gleichzeitig auch noch drüber... Da ich im Vorstieg bin, nehme ich das Angebot von Kevin und Uli gerne an, die mich über dieses kurze Stückchen zusätzlich sichern. Geschafft, war eigentlich gar nicht so schwer. Mein Kopf mal wieder. Tausendmal Danke, Uli, Kevin.
Weiter geht's. Zumindest weiter mit warten. Kevin und Uli als Seilschaft voraus, Rolf im Vorstieg unterwegs, und ich sitze hier. Warte, warte und warte. Okay, es gibt schlechtere Ausblicke... Endlich: "Nachkommen".
Ich mache mich auf den Weg, mit dem Gedanken was wohl los gewesen ist? Probleme?
Ja. Eine augenscheinlich schwierige Stelle verlangte alles ab. Nerven waren am Ende, Kräfte wahrscheinlich auch... Beide Situationen hatte Rolf sofort kompetent im Griff. Ein bisschen überhängend, verlangte diese Stelle als Hilfe den Einsatz einer Trittschlaufe. Vorsteiger / Nachsteiger gewechselt, weiter ging´s, wegen der Aufregung teils mit klopfendem Herzen.
Für ein versprochenes Bier übernahm hier Rolf für mich den Vorstieg. Danke. Eine Seillänge noch, eher im zweiten Grad, dann standen wir kurz unter dem Gipfel. Die paar Schritte zum Gipfelkreuz ließen wir uns nicht nehmen und wurden abermals belohnt mit herrlichen Aussichten und Weitsichten im sonnenbeschieneden Tannheimer Tal. (Ich denke, Einsichten waren auch dabei.)
Nach kurzer Rast machen wir uns auf den Abstieg. Lang, geröllig, steil.... Kein Genuss. Stolz und gut gelaunt geht es die letzten Meter zum Gimpelhaus.
Regenwetter. Heute vertreibt uns eine kurze Wanderung zur Schneetalalm und zurück die Zeit. Morgen sieht es wieder besser aus.
Heute wird's spannend. Gratkletterei auf der Kellenspitze. Mein Ding. Diesen Grat haben wir schon die ganze Woche vor Augen und er sieht toll aus. Nach einem längeren Zuweg, die Sonne im Rücken und Gämsen voraus erreichen wir unsere Einstiegsstelle zum Grat.
Rolf und Uli übernehmen heute den Vorstieg. Ich ruhe mich aus, auf meinen Lorbeeren und Grenzerfahrungen der letzten Tage. Heute genieße ich. Es ist ein toller Grat. Immer wieder auf und ab, links rum, rechts rum... Wunderbar, in luftiger Höhe. Doof nur, dass sich die Kellenspitze von selbst zu zerlegen scheint. Gefühlt sitzt nur jeder fünfte Stein wirklich fest und eignet sich somit als Griff oder zum Standplatzbau. Wir kommen langsam voran, macht mir nichts. Die Aussicht ist einmalig.
Nicht ganz schaffen wir es an diesem Tag bis zum Gipfel der Kellenspitze sondern nutzen kurz vorher einen Ausstieg und machen uns auf den langen, steilen Abstieg. Macht nichts. Man sagt ja ein Berg sei kein Frosch und hüpft nicht weg. Es gibt also irgendwann eine zweite Chance auf den Gipfel. (Obwohl ich mir da bei der Kellenspitze und ihrer Selbstzerstörungswut nicht ganz sicher bin.)
Die Wetteraussichten sind mehr als bedenklich. Momentan ist es noch trocken, aber das soll nicht so bleiben. Im Gegenteil- es ist ein Wolkenbruch vorhergesagt. Solange es trocken ist möchten wir die Zeit noch ein wenig Nutzen. Ca. eine Viertelstunde unterhalb des Gimpelhauses gibt es einen Klettergarten. Dort toben wir uns noch ein wenig aus und haben Spaß im Toprope-klettern. Der Fels ist nass, aber wir halten uns wacker.
Noch im Trockenen erreichen wir wieder das Gimpelhaus. Dort nutzen wir noch etwas Zeit im Boulderraum und Rolf deckt uns noch ein, mit einigen Tipps und beantwortet gerne unsere Fragen. Gemütlich geht dieser Tag zu Ende.
Alles in allem war es eine wunderschöne, interessante, lehrreiche und abenteuerliche Tour. Rolf stand uns mit Wissen, Können sowie Rat und Tat stets zur Seite. Seine unendliche Geduld, sein Verständnis für Persönlichkeiten, sein geschultes Auge für Stärken und Schwächen und die stets ausgeglichene, ruhige Art gaben uns Raum und Kraft.
Wir sind alle gewachsen, an dieser Tour. Teilweise kamen wir an unsere Grenzen und darüber hinaus. Aus Zweifel wurden Stolz und Freude. Für uns alle war klar, das war nicht die letzte Tour. Das war der Anfang und es wird weitergehen. Weitergehen - weiterklettern - mit der Hand am Fels.
Von Herzen Dankeschön für diese super Tour.