Ihren ersten intensiven Kontakt mit der Hochgebirgswelt hatten einige der Teilnehmer an der Hochtour für Anfänger zur Franz Senn Hütte. Bei dieser Tour wurden Kenntnisse der alpinen Sicherungstechnik vermittelt und die Erkennung von Gefahren geübt. Gipfelerlebnisse durften auch bei dieser Fahrt nicht fehlen. Es wurden 3 Dreitausender bestiegen, darunter die 3473m hohe Ruderhofspitze. Von der Überschwemmungskatastrophe im oberen Stubaital blieb die Gruppe bis auf einige Regentage verschont.
Die "Hochtour für Anfänger" – ein Rückblick
Diese schon seit der Vereinsgründung geplante Hochtour führte 9 Mitglieder des Bergsteigervereins Eifel zwischen 3 1/2 und 35 Jahren (Rudi Berners, Bob Cranmore, Stefan Engel, Sarah, Ingrid und Eckhard Klinkhammer sowie Stefanie, Hildegard und Udo Preetz) in die Bergwelt der Stubaier Alpen. Standquartier war vom Abend des 17. Juli bis zum Morgen des 27. Juli die Franz Senn Hütte im Oberbergtal, einem oberhalb von Neustift einmündenden Seitental des Stubaitales. Die Hütte, im oberen Teil dieses Seitentals in 2149 Meter Meereshöhe gelegen und von zahlreichen, größtenteils vergletscherten Dreitausendern umgeben, bietet eine Fülle von Fels-. Eis- oder kombinierten Tourenmöglichkeiten aller Schwierigkeitsgrade. Ein ideales Betätigungsfeld, um die im Nideggener Klettergarten erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten nun "am Berg" anzuwenden.
Nach dem noch im Sonnenschein erfolgten Anstieg zur Hütte am Nachmittag des 17. Juli öffnete der Himmel in der folgenden Nacht seine Schleusen, die er in den nächsten zwei Tagen kaum einmal schließen sollte. Heftige Unwetter gingen in dieser Zeit über dem Stubaital nieder und richteten erhebliche Verwüstungen an, die sicherlich vielen unserer Leser durch die Fernsehbilder noch in Erinnerung sind. Die Hütte und wir hatten die Angriffe des Wetters gut überstanden; trotz Regen fand am Sonntag, dem 19.7. die Eingehtour auf die Rinnenspitze (3003m) statt.
Nachdem der versicherte Ostgrat der Rinnenspitze auf unschwierigem Steig erreicht worden war hatte sogar Petrus ein Einsehen: der Regen ließ nach und hörte schließlich mit aufreißender Wolkendecke ganz auf. Auf dem Gipfel der Rinnenspitze bot sich den unverzagten Bergfreunden Rudi, Bob, Eckhard, Stefan und Udo wenigstens ein Ausblick auf die nahen Berge. Allerdings zwang das Donnergrollen eines nahenden Gewitters nach einer halben Stunde Gipfelrast zum Rückzug in Richtung Hütte.
Der 20. Juli brachte endlich Sonnenschein und damit die Möglichkeit, vor den allesamt über Gletscher führenden weiteren Gipfeltouren auf dem Sommerwandferner in etwa 3000 Meter Höhe ein vorbereitendes Sicherheitstraining durchzuführen. Die Gelegenheit, bisher nur theoretisch erörterte Dinge wie Spaltenbergung, Eissicherungstechniken und so weiter nun praktisch zu üben, wurde ausdauernd wahrgenommen.
Nach erneutem Regen am Dienstag und damit zwangsläufiger Untätigkeit stand am Mittwoch dem 22.7. bei stark wolkigem Vetter die Ruderhofspitze (3473m) auf dem Tourenprogramm. Entlang der orografisch (d.h. in Fließrichtung gesehenen) linken Seite des Alpeinerbachs wurde der imposante Alpeinerferner erreicht. Über ihn verlief die Route zur Hölltalscharte in 3173 Meter Höhe und von dort in plattiger, nicht allzu schwieriger Felskletterei über den Südwestgrat zur leider von Nebeln und Wolkenfetzen eingehüllten Ruderhofspitze. Trotz fehlender Fernsicht war es für Rudi, Stefan, Bob, Eckhard und Udo eine durchaus befriedigende Bergtour, die für jeden ihren Reiz hatte. Nach dieser doch etwas anstrengenden "Kraxelei" (wir sind schließlich alle Flachlandtiroler) stand am nächsten Tag lediglich leichtes Training im hütteneigenen Klettergarten auf der Tagesordnung. Dies hinderte Bob, Eckhard und Udo allerdings nicht daran. zum Abschluß dieses Tages die hüttennahe Vordere Sommerwandspitze
(2667m) über den Nordgrat zu erklettern, eine Tour, die sich aufgrund des leicht feuchten Felsens zwischen dem II. und III. Schwierigkeitsgrad bewegte.
Der Freitag dieser Woche, der 24. Juli, brachte bestes Bergsteigerwetter und die Männer der Gruppe an diesem schönsten Tag auf den Lüsenserfernerkogel (3299m), einen beliebten Aussichtsberg. Der Steig führte oberhalb des an der Franz-Senn-Hütte vorbeirauschenden Alpeinerbachs am Hang entlang zu der schon bekannten Rinnenspitze und südwärts am Rinnensee vorbei um sie herum zur Rinnennieder (2902m). Von dort ging es weiter über den ausgedehnten Lüsenserferner. Dann über den wesentlich kleineren, aber dafür steileren Rotgratferner zum Fuße des Felsaufbaus des Lüsenserfernerkogels.
Ohne die dort zurückgelassenen Rucksäcke wurde der Gipfel in etwas mehr als halbstündiger Genußkletterei (durchgehend unterer II. Schwierigkeitsgrad) erreicht. Von dort bot sich uns bei der Brotzeit eine für sommerliche Verhältnisse ausgezeichnete Fernsicht auf die umliegenden Bergmassive mit ihren vielfach eisgepanzerten Gipfeln und Flanken; ein Anblick der sich mit Worten wohl kaum beschreiben läßt und der für im Aufstieg vergossene Schweißtropfen mehr als entschädigte.
Nachdem am Vormittag ein Bummel durch die sehenswerte Innsbrucker Altstadt (Goldenes Dachl) absolviert worden war, verabschiedete sich Petrus von uns allen am letzten Tag des Hüttenaufenthaltes. Sonntag den 26. Juli, wie er uns begrüßt hatte: Es goß in Strömen! Dies konnte allerdings niemanden mehr erschüttern und erst recht der guten Laune Reinen Abbruch mehr tun; lag doch hinter uns eine erfolgreiche Tourenwoche die vom Kameraden Rudi bestens geplant und organisiert: worden war. Ein Anlaß, in gemütlicher Runde das eine oder andere Gläschen zu leeren und dabei die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren zu lassen.
Der 27. Juli, der Tag der Rückreise, begann mit einem kühlen Morgen an dem sogar einige Schneeflocken vor der Hütte in der Morgensonne glitzerten. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto vor dem Hütteneingang ging es talwärts zum Parkplatz Oberissalm und leider mit jedem Schritt ein Stück weiter dem grauen Alltag entgegen.