Angesteckt vom Bazillus Hüttentour ging unsere diesjährige Tour ins Sellraintal, einem Seitental des Ötztals. Josef und Franz - Josef hatten in langen Stunden und Debatten die Tour ausgearbeitet und uns auch schon auf den Hütten vorgemerkt. In der lauen Frühsommernacht des 06. Juli verstauten wir die Rucksäcke im Auto und starteten gen Süden. Ab Stuttgart öffneten sich die Himmelsschleusen und die Anfahrt wurde anstrengender. Prima das man da auf mehrere Fahrer wechseln konnte. Angekommen in Praxmar 1.685m hatte es zwar aufgehört zu regnen aber die Berge blieben unseren Blicken verborgen. Die Wolken hatten sich total um die Berge herum geschlungen. Alles zeigte sich grau in grau.
Wir versorgten unser Auto mit einem Parkticket, schnürten die Schuhe und schulterten unsere Rucksäcke. Gemach ging der Weg bis Lüsens 1.636m, einem 2 Häuser Flecken, - ideal zum Eingehen. Aber nun ging es bergauf. Ein - ab und zu - Regen ließ uns die Regenjacken ständig an und ausziehen. Unter dieser Plastikhaut war nicht gut bergauf steigen, flott waren wir innen genau so feucht wie außen.
Die Sicht auf die Bergwelt blieb uns weiter versperrt, dafür entschädigte aber eine enorme Alpenflora. Simsenlilie, Katzenpfötchen und Leusekraut waren nur einige Alpenblumen zu unseren Füßen. Nicht mal den neben dem Weg rauschenden Bach konnten wir sehen. Mal über Steine oder Wurzeln, mal steil mal eben, so gingen wir 2 ¾ Std hoch. An Hand der Gehzeit mußten wir die Hütte bald erreichen. Tatsächlich tauchte das Westfalenhaus 2.300m , wie aus dem nichts, plötzlich vor uns auf.
Gehzeit: 2 Std. 50 Min. , 615 Höhenmeter
Von einem überaus freundlichen Hüttenwirt, begrüßt mit einem erkältungshemmenden Schnapsel, wurden wir in Empfang genommen. Wir bezogen unsere Lager und testeten die Kaltwasser Waschanlagen. Über dem schön geheizten Kachelofen trockneten unsere Sachen, während draußen heftiger Regen nieder ging und wir uns im Hüttenleben aalten.
Ein Wecker währe unnötiger Ballast auf Hüttentour, die Frühaufsteher sorgten für einen frühen guten Morgen. Das schöne kalte Wasser vertrieb dann den letzten Schlaf. Ein vorsichtiger Blick nach draußen zeigte einen wunderschönen Regenbogen und tatsächlich lukten die Bergwipfel durch die Wolkendecke. Nach einem reichhaltigen Frühstück verabschiedeten wir uns und machten uns auf die Tagesetappe.
Der Pfad 141 ging bergauf, direkt in ein Blockwerk. Der sehr gut markierte Pfad über die Steinplatten, teils schön in Stufen gelegt, führte uns schnell hoch zum ersten Schneefeld. Nun wechselte sich Blockwerk mit Schneefeldern ab. Ein Seil am Ende des steilen Aufstiegs, eine optimale Hilfe und schon standen wir in 2.788m auf dem Winnebach-Joch. 2 ½ Std. waren wir aufgestiegen. Nur ab und zu versperrten noch ein paar tiefer ziehende Wolken die Sicht auf die grandiose Bergwelt. Die Regenjacken konnten getrost im unteren Rucksack verstaut bleiben.
So wie`s hinauf ging, führte der Weg auch hinunter, durch - Blockwerk und Schneefelder. Da mußte bei jedem Tritt obacht gegeben werden. Manchmal waren die Steine eine "wackelige Angelegenheit". Mit dem Tagesziel vor Augen machten wir erst einmal gemütlich Rast. Im gleißenden Licht der Sonne schimmerte das Dach der Winnebachseehütte weit hin sichtbar. Über Bergmatten führte der Weg bis zum See, dann wieder im Blockwerk um den See, in 2.372m zur Hütte. Um die Hütte herum war reges Treiben, wir hatten dagegen auf unserem Weg kaum eine Menschenseele gesehen.
Nachdem wir unsere Lager "gesichtet" hatten, stiegen Franz - Josef und Josef noch hoch zum Gänsekragen 2.915m. Marianne und ich erkundeten lieber den Seeuferweg. Als die Tagesgäste die Hütte wieder verlassen hatten, wurde es schön gemütlich in und um die Hütte. Das kalte Wasser erfrischte so richtig, die Hüttenküche bot leckeres reichlich, so ließ sich Hüttenleben genießen.
Gehzeit: 4 Std.50 Min. , 904 Höhenmeter / 1447 Höhenmeter
Das Hüttenfrühstück konnte sich sehen lassen. So gestärkt gingen wir in den 2. Hüttertourtag.
Zurück am Seeufer, bis zum Einstieg in den Weg 142, durch das Winnebachkar. Auf schönem Steig ging es immer bergan. Wieder begleiteten uns Blockwerk und Schneefelder und ein strahlend blauer Himmel. Über einen Schottergrad stiegen wir hoch zum Zwieselbach - Joch 2.871m. Diese enorme Bergwelt mußten wir erst einmal auskosten.
Wie gewohnt ging der Abstieg wieder über Blockwerk und Schneefelder. Eine Wegschneise in die Steinlandschaft markiert. Der Hüttenwirt von der Winnebachseehütte hatte uns schon vor dem nun folgenden, langen Wegstück über die Grasmatten erzählt. Aber nun konnten wir auch im Weitergehen uns umschauen und die Bergwelt genießen. Über Blockwerk und Schneefelder galt es den Blick am Boden zu lassen. Eine Alpenflora wie aus dem Bilderbuch, ließ den Weg eher zu kurz werden. Die Bergflora spiegelte sich in all seinen Facetten. Primeln, Alpenglöckchen , die so eben durch die Schneedecke lukten, ganze Kissen Frühlingsenzian, Alpenhelm und gelber Tüpfelenzian, dazu der rauschende Zwieselbach . So eine herrliche Kulisse, so recht zur Pause. In dem eisigen Bach brachte Franz - Josef seine Schmelz - Schokolade wieder schnell zur festen Tafel. Mit so viel Energiepower war der Rest des Weges zur Guben-Schweinfurter Hütte ein leichtes. Nach 5 ½ Std. Gehzeit kamen wir an der Hütte 2.034m an. Wir bezogen ein Etagenbettlager und die Kaltwasser Körperpflege gehörte nun schon zur Selbstverständlichkeit und war aber ja obendrein auch noch eine Wohltat. Mit gutem Essen und Trinken, lustigen Gesprächen und Kartenspielen vertrieben wir uns die Zeit bis zur Hüttenruhe.
Gehzeit: 5 Std. 30 Min. , 1314 Höhenmeter
Wir schnürten wieder unser Ränzel und gingen in die neue Tour. ca 100 m unterhalb der Hütte ging der Pfad 146 in die Höhe. Rasant hatten wir "Höhe gemacht". Der Anstieg ließ uns schon am frühen Morgen ordentlich schwitzen. Nur ab und zu mal ein paar Schritte eben, erreichten wir nach einer guten Std. Anstieg ein Plateau. Hier war ein idealer Platz zum Pausieren und Umschauen. Und tatsächlich bekommen unsere Handys die erste Funkverbindung. Eine SMS nach Hause kam durch. Auf sanfteren Hügeln ging der Pfad weiter bergauf. Die Alpenflora wurde immer spärlicher je höher wir gingen und die Schneefelder kamen wieder. Nach einer knappen Std. ging es dann aber wieder steil, durch die im Zickzack gewundene Steigung bis zur Finstertal-Scharte 2.777m. Das Panorama, mal wieder enorm.
Wir gingen in den Abstieg, der auf einer kurzen Strecke einer Kletterhilfe - Seil - bedurft hätte. Das einzige Manko auf dieser über die ganzen Wandertage so wunderbaren Strecke. Seien es nun die optimalen Wegzeichnungen, die sehr guten Ausschilderungen oder das Handseil unterhalb des Winnebachjochs. Hier an der Finstertal - Scharte hätte man ein Handseil gut gebrauchen können. Marianne und ich überwanden dieses Hindernis mit "Mannhilfe " und setzten unseren Abstieg fort. So steil wie`s hinauf gegangen war, ging es auch hinunter. Und wie`s gewohnt, immer über Steine und Schnee. Von weit oben, aus respektabler Entfernung, der Finstertalspeicher - Stausee. Der See entschwand beim weiteren Abstieg, immer wieder unserem Blickfeld. Über die teilweise lockeren Steine waren die Wanderstöcke eine gute Balancierhilfe. Mittagsrast machten wir am kalten Bacheinlauf des Speichersees, dessen Wasser bis in die letzten Zehenspitzen kühlte. Die Sonne umspannte den See mit einem wunderbaren Licht, das wohl kaum in einem Foto fest zu halten wäre. Die Staumauer war zwar zu sehen, aber lag noch gut ½ Std entfernt hinunter. Ein enormes Bauwerk hat man hier in die Bergwelt gesetzt. Um den Stausee begegneten uns dann auch wieder Wanderer. Von der Staumauer aus waren es nun noch 300m Abstieg auf Pfaden, ab und zu die Strasse querend. In Sichtweite der Dortmunder Hütte begann es doch tatsächlich zu tröpfeln. Zur besten Nachmittags - Kuchen - Zeit erreichten wir die Hütte, nein eher Hotel. Sie liegt am Fuße des Wintersportortes Kühtei 1.975m., das jetzt im Sommer fast Menschenleer ist. Ein netter älterer Herr nahm Josef mit zu unserem geparkten Auto. So entfiel die doch eher umständliche Busfahrt bis dorthin.
Den naturbelassenen Alpengarten vor der Hütte und ein kleines Gewitter sorgten für Abwechslung am Ende unserer Tour. Die schöne warme Dusche tat dann doch gut. Zum Ausklang dieser schönen Hüttentour ließen wir die Tage noch einmal Revue passieren, bei ein, zwei Radlern.
Gehzeit: 5 Std. 20 Min., 1525 Höhenmeter.