Nach einem gründlichen Treffen zur Vorbesprechung bei Pizza und Bier in der Eifel, konnten wir es nicht erwarten endlich los zu kommen. Wie so häufig in einem Leben als Kletterer und konsumorientiertem Materialjunkie sollte das Ziel Arco, das Sarcatal und die benachbarten judikarischen Seitentäler am Nordufer des Lago di Garda werden. Auch wenn man das Gebiet so gut wie seine durchlöcherte Westentasche kannte, war der Termin im Frühjahr zu Ostern eine absolute Premiere für uns. Ebenfalls neu war das Vorhaben u. a. einen alpinen Kletterkurs dort anzubieten.
Bereits kurz nach unserer Ankunft stellte sich bei uns Eifelern endlich das große Urlaubsgefühl ein…“Müdigkeit“
Doch selbst nach der langen, durchfahrenen Nacht mit ersten unerwarteten Schneefällen auf dem Fernpass konnte unser Tatendrang, insbesondere der des Leiters, nicht aufgehalten werden. Saß uns doch eine schlechte Wetterprognose zusätzlich im Nacken.
Hoch motiviert von den wärmenden Sonnenstrahlen (und dem eiskalten Wind), steuerten wir die schönsten Plätze zum Klettern rund um Arco an. Eine Tour nach der anderen, einfach herrlich, so muss das sein.
Gut…hauptsächlich waren es zunächst nur die überfüllten Parkplätze. Aber auch die haben es in sich. Die Route „Zufahrt nach Nago“ würde Björn sicherlich mit 7b+ bewerten.
Den langen, ersten, gemeinsamen Kletter- und Kurstag ließen wir tüchtig in unserer Lieblingspizzeria bei Bier und Wein ausklingen. Gut, dass wir eine Vorbesprechung hierzu hatten. Als Absacker bestellten Freddy und ich noch eine Erkältung. Der gute Iversheimer Stephinsky war wohl an diesem Abend leider aus. Verdient fielen wir in unsere Zelte.
Für den nächsten Tag sollte der sagenumwogene Rino Pisettta in Sarche auf unserem Programm stehen. Ein wunderschöner rassiger Sportklettersteig mit schwindelerregendem Ausblick über das Sarcatal. Ebenfalls schwindelerregend und rassig gestaltete sich auch der Abstieg:
„Die Linkskurve ist mindestens mit 8a zu bewerten…oder war es doch die 5c Rechtskurve, die wir hätten nehmen müssen??“
Wie gut das der Leiter sich erst kürzlich den neuen Bruckmann Klettersteigführer angeschafft hatte und sich Freddy (nach seiner Sprunggelenksverletzung) vorrauschauend ein ordentliches Paar Zustiegschucks zugelegt hatte.
Im Gegensatz zu den Schuhen sollte der Führer anschließend auf dem Campingplatz seiner wahren Bestimmung als Grillanzünder zugeführt werden und bei einem, der zahlreichen, Shoppingexzesse (in der Eifel gibt es eben weniger Fachgeschäfte) durch ein vertrauenerweckendes Exemplar der italienischen Konkurrenz und ordentliches Kartenmaterial ersetzt werden.
Was würde man nur ohne die zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten in Arco den ganzen Tag in einem Weltklasseklettergebiet unternehmen wollen?
Der nächste Tag brachte uns eine unverhoffte Wende. Irgendjemand hatte am Vortag seinen eifeler Grillteller nicht leergegessen. Zwei unserer Zelte waren nach den anhaltenden Regenschauern der Nacht vollkommen durchnässt. Was für eine Fügung des Schicksals.
Während der Leiter nun fortan das Privileg genießen durfte mit zwei Frauen in einem Zelt zu schlafen (da Franzis Zelt in unserem Zelt gleich zwischen Billardzimmer und Bibliothek aufgestellt werden konnte), mussten Freddy, Björn und Chris weiterhin nur mit feuchten Träumen vorlieb nehmen.
Die Ursache für die nicht auffindbare Leckage in Björns Zelt muss ich im Laufe der Zeit wohl irgendwie „verschwitzt“ haben.
Die nächsten Tage planten wir unsere Unternehmungen und Kurseinheiten logistisch geschickt um die kurzen Schlechtwetterperioden herum und lernten bzw. lehrten u.a. Standplatzbau, Seil und Sicherungstechnik sowie Begehungsstrategien. Ordentlich geübt wurde an den Parete Zebrata und in Croz de le Niere.
Gespannt fieberte unsere kleine Eifelelite dem großen Finale entgegen: Die 11 Seillängen der Orizzonti Dolomitici (5b obligat) am Piccolo Dain.
Infolge einer letzten unvorhergesehenen Planänderung gab es stattdessen 3,573 Seillängen der nur unwesentlich schwereren Moonbears (6a obligat) leicht daneben. Mit dem Einrichten und Verwenden von Fixseilen und diversen Abseilübungen war nun auch der Rückzug aus einer hohen Wand als Highlight unserer letzten Lehrübung nicht zu kurz gekommen.